Um diese Aufgabe innerhalb der 20-Jahres-Frist stemmen zu können, nutzt swb Beleuchtung die auf kommunales Lichtmanagement abgestimmte Software luxData, die alle Prozesse begleitet. So kann die Energieabrechnung jetzt direkt aus den Schaltzeiten der Leuchtgruppen errechnet werden. Zudem lassen sich Störungen dank der Schnittstelle zu einem Geo-Informations-System (GIS) punktgenau verorten. Selbst die gesetzlichen Vorgaben zur Lastgang-Ermittlung werden über das Programm ohne zusätzlichen Aufwand erfüllt.
Rund 93.000 Leuchtstellen mit insgesamt über 100.000 Leuchten verwaltet die swb Beleuchtung in Kiel, Bremen, Bremerhaven und Ritterhude. Entsprechend hoch ist das Volumen an Daten zu Standorten, Lichtpunkt-Spezifikationen, Wartungsintervallen und Entstörungsaufträgen, das täglich verwaltet werden muss. Bis 1999 liefen diese Informationen in einem Großrechner zusammen, bevor die Daten wegen eines zu erwartenden Fehlers mit dem Umschalten auf das Jahr 2000 in ein ACCESS-basiertes System übertragen wurden.
Nachdem das Unternehmen 2005 den Zuschlag für die Übernahme der Bremer Straßenbeleuchtung erhalten hatte, reichte allerdings auch diese Lösung nicht mehr aus, wie Helmut Evers vom Beleuchtungsmanagement der swb Beleuchtung, erklärt: „Wir sind durch den Bremer Vertrag verpflichtet, ein fortlaufendes Berichtwesen zu pflegen. Das umfasst zum Beispiel Veränderungen im Anlagenbestand, den Fortschritt in Sachen Energieeffizienz, die Altersstruktur der Lampen sowie die Störungsentwicklung und deren Ursachen.“
Das Unternehmen stieg daher auf die Client-Server-Lösung luxData um, die neben der grundsätzlichen Datenbankfunktion auch diverse Analysewerkzeuge und Schnittstellen bot. „Erst damit waren wir in der Lage, größere Erneuerungsmaßnahmen in verschiedenen Varianten zu simulieren, um möglichst effizient unsere Ziele zu erreichen“, so Evers.
Das Programm der sixData GmbH ist speziell auf Beleuchtungsmanagement ausgelegt und dient zur Verwaltung aller Daten, die für einen Lichtpunkt relevant sind. Dazu zählen sowohl Bauart und Leuchtmittel, als auch Verbrauchs- und Lebensdauerangaben sowie die gesamte Historie mit Wartungs- und Reparaturvorgängen.
Anhand dieser lassen sich nicht nur Umbauten planen, sondern auch Störungsschwerpunkte entdecken und beheben. Hier kommt bei swb Beleuchtung eine spezielle Schnittstelle zum GIS Visor zum Tragen. „Für das Entstörungsmanagement war das eine bedeutende Optimierung“, berichtet Evers.
Da Defekte üblicherweise nur telefonisch gemeldet werden, kann es für den Mitarbeiter der Hotline schwierig sein, die konkrete Leuchte zu identifizieren. Über die GIS-Anbindung lässt sich während des Gesprächs eine Karte des Ortes aufrufen, wodurch man dann gezielt nach dem genauen Standort des Lichtpunktes fragen kann. Durch Anklicken des Leuchtensymbols auf der Karte wird anschließend einfach das Störungsformular in luxData geöffnet, in dem alle technischen Informationen aus der Datenbank automatisch eingetragen werden.
Steuerung meldet Schaltzeiten direkt für die Abrechnung
Eine andere Besonderheit der Software ist die Schnittstelle zum modernen Steuerungssystem der Stadtbeleuchtung. Im Beleuchtungsvertrag wurde festgelegt, dass die vorhandene Tonfrequenz-Rundsteueranlage ersetzt werden sollte. An ihrer Stelle wurde in jeden Schaltschrank eine Kombination aus GPRS-Modem und Powerline-Elektronik installiert. Damit lassen sich die umliegenden Straßen je nach Bedarf nach festgelegten Zeitplänen oder vorhandenen Lichtverhältnissen schalten.
Letztere werden an mehreren Messstandorten im Stadtgebiet ständig überwacht und senden bei Erreichen eines Schwellenwerts ein Schaltsignal an die Zentrale, das wiederum an die Leuchten weitergeleitet wird. Außerdem geben die Modems Rückmeldungen ins System. „Sollte ein Fehler auftauchen, wird dies von der Steuerungssoftware an luxData gemeldet, das dann eine entsprechende Störungsmeldung erzeugt“, erklärt Armin Mühlberger, Geschäftsführer des Softwareunternehmens sixData. Die dafür notwendige Verbindung wurde eigens für die Bremer Beleuchtung entwickelt.
Diese Schnittstelle hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie die Energieabrechung erleichtert. „Früher lief für jedes Schaltprogramm an zentraler Stelle ein Stundenzähler mit. Am Ende des Monats wurden dann die Brennzeiten abgelesen und von Hand ins System eingetragen“, berichtet Evers. Inzwischen werden die Anweisungen zum Ein- beziehungsweise Ausschalten der Leuchten von der Steuerung auch an die Management-Software gemeldet, wo sie automatisch dokumentiert werden.
Das zeitaufwändige Übertragen sowie mögliche Tippfehler werden dadurch umgangen. Auch die Abrechnung selbst läuft über luxData. Da der Energieverbrauch auf unterschiedliche Weise ermittelt werden kann, ist hier für jede Anlage eine Abrechnungsvorschrift hinterlegt. Zum größten Teil wird der Verbrauch anhand bekannter Daten errechnet: „Liegen die Daten der jeweiligen Lampen, also Betriebszeiten und Anschlusswerte korrekt im System vor, kann die Software daraus den theoretischen Verbrauch auf Basis der echten Schaltzeiten ableiten“, führt Mühlberger aus. Dieser Wert bildet dann die Basis für die Energieverbrauchsermittlung. luxData bietet dazu verschiedene Berichte, die standort- oder kundenspezifisch aufbereitet werden.
Darüber hinaus hat sich aus der automatisierten Abrechung inzwischen noch ein positiver Nebeneffekt ergeben: Durch die neuen Vorgaben der Bundesnetzagentur ist der Beleuchtungsdienstleister inzwischen verpflichtet, für seine Anlagen Lastgänge zu erzeugen.
Dazu muss alle 15 Minuten der Anschlusswert, versehen mit einem Zeitstempel, aufgezeichnet werden. Diese Anforderung wurde direkt in luxData integriert, wie Evers erklärt: „Dadurch entstehen die Lastgangtabellen jetzt praktisch nebenbei, wenn wir unsere Energieabrechnung erstellen.“