Steckbrief
Seit seiner Ausbildung zum Werkzeugmacher bei Staff, später Zumtobel, war Uwe Grote (Jg. 1968) 27 Jahre lang bei einem einzigen Unternehmen beschäftigt. Bereits 1995 arbeitete der heutige Geschäftsführer von RSL dort als Sonderkonstrukteur, nachdem er zwischenzeitlich eine Ausbildung zum Techniker absolviert hatte. Ab 1996 folgten diverse leitende Funktionen im Werkzeug- und Musterbau sowie in der mechanischen Fertigung, bevor Uwe Grote neun Jahre lang den Bereich Sonderleuchten leitete. 2009 wechselte er in international werksübergreifender Führungsposition in die Konzernzentrale. Als Director Operations Excellence war er im letzten Jahr seiner Unternehmenszugehörigkeit für die ganzheitliche Optimierung der weltweiten Werke zuständig.
RSL hat jetzt erstmals ein Kundenmagazin herausgegeben. Das hat es in der 56-jährigen Geschichte des Unternehmens nie zuvor gegeben. Warum jetzt?
Uwe Grote: Das Magazin ist ein Teil unseres neuen Markenauftritts und soll unsere Neuaufstellung transferieren. RSL hat es ja leider in den vergangenen Jahren völlig verpasst, sein Know-how über Medien zu kommunizieren. Alles lief über Mund-zu-Mund-Propaganda.
Empfehlende Kunden sind doch das Beste, was ein Unternehmen haben kann. Und das hat bestimmt auch zu dem Erfolg beigetragen. Warum reicht Ihnen das nicht mehr?
Uwe Grote: Von persönlichen Empfehlungen werden wir auch in Zukunft leben. Viele renommierter Lichtplaner und Architekten haben uns immer wieder neue Türen geöffnet, weil sie ihre Zufriedenheit im Markt kommuniziert haben. Das ist wirklich das Beste, was sich ein Unternehmen wünschen kann. Nun möchten wir unsere Botschaft aber auch zu weiteren Büros tragen, bei denen RSL noch nicht bekannt und etabliert ist. Insbesondere sind hier auch junge Partner im Fokus. Und wir möchten unseren Bekanntheitsgrad auf dem internationalen Parkett erhöhen.
Wie lautet denn Ihre Kernbotschaft an die junge Generation?
Uwe Grote: Etwas flapsig würde ich sagen: Nichts ist unmöglich. Wir stellen uns wirklich jeder Aufgabe, groß oder klein, auch wenn sie noch so verrückt erscheint. Das meine ich natürlich positiv, im Sinne von absolut unkonventionell. Wir haben dieses Urvertrauen, dass wir sehr viel können. Ich möchte sogar sagen, wir können mehr als die meisten. Das ist keine Arroganz, sondern gelebte Erfahrung. Und deshalb machen uns große Herausforderungen keine Angst. Das wollen wir in Zukunft auch in Workshops mit jungen Planern vermitteln, die wir zum Experimentieren mit Licht einladen.
Das Außergewöhnliche scheint Sie zu faszinieren.
Uwe Grote: Ja, absolut. Außergewöhnlich bedeutet ja, eine völlig ungewöhnliche Position einzunehmen, außerhalb jeden Standards. Das muss man sich erst einmal trauen. Aus dem Experimentellen können wunderbare Innovationen entstehen, die einen neuen Schwung in zukünftige Beleuchtungsszenarien bringen.
Wenn ich mir junge Architekten anschaue, bin ich immer wieder fasziniert, welche Ideen zutage kommen. Es gibt noch so unendlich viel Potential. Das hält dann auch meine Mannschaft hier bei RSL fit. Unsere Leute leben dafür, dass sie immer wieder etwas völlig Neues erschaffen können. Und ich selbst werde alles dafür tun, dass diese Spannung, ich möchte fast sagen Abenteuerlust, hier im Unternehmen lebendig bleibt.
Sie sind erst seit September Geschäftsführer bei RSL. Was hat Sie gereizt, aus einem Konzern zu RSL zu wechseln?
Uwe Grote: Ich hatte Entzugserscheinungen, weil ich länger keine Berührung mehr zum Sonderleuchtenbau hatte. Ich bin gelernter Werkzeugmacher, habe dann eine Technikerausbildung absolviert und in dem Unternehmen, in dem ich seit der Lehre 27 Jahre gearbeitet habe, neun Jahre lang den Bereich Sonderleuchten geleitet.
Vor zwei Jahren wechselte ich in werksübergreifender Führungsposition in die Konzernzentrale. Das war eine spannende Zeit, in der ich wieder viel gelernt habe. Aber die Sonderkonstruktion und die Kommunikation mit Marktpartnern finde ich noch sehr viel spannender.
Dann kennen Sie das Metier ja bestens. In der Arbeitsweise gibt es aber doch bestimmt Unterschiede.
Uwe Grote: Ja, das stimmt. Einer- und Zweierstückzahlen, die hier das Tagesgeschäft bestimmen, konnten wir im Konzern nicht bedienen. Große Strukturen lassen so viel Flexibilität gar nicht zu. Deshalb passiert es bei großen Unternehmen immer wieder, dass sie den Planer mit seiner tollen Idee zurück in standardisierte Bahnen lenken wollen. Sie können Individualität in einem solchen Maße gar nicht bieten.
Was den Reiz bei RSL ausmacht, ist aber gerade diese Individualisierung, die an eine spannende Prozesshaftigkeit gekoppelt ist. Hier wird immer wieder ganz von vorne begonnen. Ein Planer kommt mit einer bloßen Idee, die wir gemeinsam ausarbeiten, budgetieren, und schließlich konstruieren. Am Ende sieht man im Projekt eine einmalige Beleuchtungslösung, an der man mitgewirkt hat. Das macht mir Spaß.
Welche Stärke muss ein Unternehmen haben, um kompromisslos individuelle Wunscherfüllung leisten zu können?
Uwe Grote: Das Wichtigste ist richtiges Zuhören. Und die entscheidenden Fragen an der richtigen Stelle zu stellen. Nur so kann man nachvollziehen und letztlich begreifen, was der Planungspartner wirklich haben möchte. Diese Gabe ist heute nicht mehr allzu sehr verbreitet. Bei RSL wird sie noch gelebt.
Wird an Sie schon häufig der Wunsch nach LED-Lösungen herangetragen?
Uwe Grote: Zusehends. Als Sonderleuchten-Hersteller sind wir ja geradezu prädestiniert, Leuchten zu entwickeln, die die Vorteile des Mediums voll ausschöpfen. Es kann doch nicht darum gehen, Leuchten konventioneller Bauweise mit LED zu bestücken und dies womöglich als Innovation zu preisen. Das geht am Thema vorbei. Mit ihrer kleinen Bauform bieten LED die Chance, sich wieder einmal zu Grenzen vorzutasten und ein kalkuliertes Risiko einzugehen. Das werden wir ganz sicher tun.
Die kleine Bauform, die sich vollkommen zurücknimmt, wird die Vertreter des angesagten Minimalismus erfreuen. Gibt es noch Planer, die bei RSL dekorative Leuchten-Ikonen beauftragen? Das war ja in der frühen Unternehmenshistorie eine ganz wichtige Sparte.
Uwe Grote: Solche Projekte bedienen wir unter anderem im arabischen und asiatischen Raum, demnächst wohl auch in Brasilien. In den Wachstumsländern, wo derzeit sehr viel und sehr hochwertig gebaut wird, finden sich parallel die unterschiedlichsten Stile. Natürlich beweisen wir unser Können nach wie vor auch gerne im dekorativen Prestigebereich.
Herr Grote, vielen Dank für das Gespräch.
RSL Lichttechnik - www.rsl.de