Steckbrief
Peter Borghardt wurde 1956 in Remscheid geboren. Seit 1977 ist er in der Beleuchtungsbranche tätig. Seine geradezu klassische Laufbahn vollzog sich beim Hersteller Erco in Lüdenscheid. Erstieg dort als Assistent des Verkaufsleiters ein und wurde dann Gebietsverkaufsleiter Süddeutschland. Während dieser Zeit hat Peter Borghardt berufsbegleitend an der Fernuni Hagen seine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse erweitert.
1988 wurde er dann zum Erco-Gesamtvertriebsleiter Deutschland befördert und erhielt Prokura. 1992 kam dann die Lichttechnik als zusätzlicher Bereich dazu. Im Jahre 2002 zeichnete er als General Manager für die Vertriebsorganisation verantwortlich. Zum 1.3.2008 erfolgte dann der Wechsel zum Unternehmen Eglo Leuchten als Managing Direktor beider deutschen Vertriebsgesellschaft in Arnsberg mit bundesweit 56 Mitarbeitern. Sein persönlicher Grundsatz ist es, den gewinnbringenden Spagat zwischen Kundenorientierung und unternehmerischer Denke zu schaffen und dabei eine visionäre Gestaltungskraft mit Bodenhaftung zu entwickeln, mit einem breiten, verlässlichen und beständigen Netzwerk und einer integrativen, dynamischen und konsequenten Führung.
Herr Borghardt, Sie nehmen mit Eglo eine führende Position bei Wohnraumleuchten ein. Nun wollen Sie auch technisches Licht an-bieten – wie geht das zusammen?
P. Borghardt: Wir haben uns bei den Wohnraumleuchten eine gute Position erarbeitet, durch viel partnerschaftliche Arbeit mit unseren Kunden. Und in dieser engen Zusammenarbeit ist die Überlegung entstanden, verstärkt in die Inszenierung von Waren zu gehen. Wir haben damit angefangen, für unsere Leuchten im Showroom bei-spielhaft andere Präsentationsformen dargestellt und so gezeigt, wie eine Warenpräsentation im Baumarkt oder dem Möbelhandel auch anders aussehen könnte – und unsere Kunden waren begeistert.
Wir sind weggegangen von nur anderen Aufstellern oder Regalen und haben die Beleuchtung als zusätzliche Dimension eingesetzt. Insgesamt gibt es im DIY-Sektor Entwicklungen hin zum Upgrade der allgemeinen Beleuchtung – aus Gründen der Energieeffizienz, aber auch um bessere Verkäufe zu erzielen.
Hier bewegen Sie sich dann auf ein sehr umkämpftes Feld, denn Anbieter für Shopbeleuchtung gibt es nun schon einige.
P. Borghardt: Das ist uns klar – wir gehen nicht davon aus, dass man auf uns gewartet hat. Wir wollen aber die Nähe zu unseren Kunden nutzen, denen wir mit zusätzlicher Beleuchtung dann deutlich mehr bieten können als nur eine gute Ware oder einen tollen Präsenter. Wir setzen das Konzept von gutem Licht über die Warehinaus auch im Raum um – in unserem Showroom tun wir das schon seit einiger Zeit – und das jetzt nicht mehr mit Leuchten vom Markt, sondern mit eigenen Entwicklungen.
Ist das denn nicht ein sehr großer Entwicklungsschritt, bei dem viel Neues aufgebaut werden muss?
P. Borghardt: Das ist schon so. Doch wir erleben gerade einen Umbruch in der Lichttechnik mit dem Schritt hin zur LED. Das bedeutet für jeden Marktteilnehmer, in neue Technik zu investieren und zu entwickeln. Wir haben uns entschlossen, nicht nur fertige Modul-Lösungen umzusetzen, sondern selbst in die LED-Entwicklung zugehen. Damit können wir auch weiter denken und technische Leuchten entwickeln.
Unterschiede gibt es da natürlich, aber ich sehe das eher so wie im Automobilbau: Vieles, was für die Formel 1 entwickelt wird, geht später in die Serienproduktion ein.
Und so sehen wir es auch: Sicher können wir nicht alles gleichzeitig für Wohnraumleuchten und technisches Licht nutzen, aber es wird Überschneidungen geben, die uns bei den Wohnraumleuchten weiter nach vorn bringen. Wenn Sie das Thermomanagement für einen Hochleistungsstrahler im Shop beherrschen, wird das positiv auf den Strahler für den Heimbereich abfärben.
Wir wird das organisatorisch laufen – wird Ihre Verkaufsorganisation jetzt einen zusätzlichen Katalog mitbekommen?
P. Borghardt: Nein, wir werden da genau wie in der Entwicklung auch neue Teams aufbauen, um ganz speziell diesen Markt anzugehen. Die beiden Felder sind so verschieden, dass wir dort auch Spezialisten benötigen und keinen Generalisten, der von allem ein wenig beherrscht. Die Entscheidung für den Aufbau der Sparte für technisches Licht ist eine, die wir ganz bewusst für die Eglo-Organisation getroffen haben, um unsere weltweiten Kontakte zu nutzen und so unsere Position zu stärken. Die Trennung geht so weit, dass wir in Frankfurt auf der Light + Building auch zwei Messestände zu den beiden Themen haben werden.
Wie bewerten Sie insgesamt das Thema LED, das ja wie schon gesagt bereits einen großen Einfluss auf Ihre Firmenpolitik hat?
P. Borghardt: Die Digitalisierung des Lichts krempelt den Markt um. Und das betrifft nicht nur die schon erwähnten Entwicklungsanforderungen, denen wir uns stellen, und die Sortimentspolitik, sondern geht auch in weitere Bereiche. Auch der Internethandel, der für den Handel mit Leuchten immer bedeutender wird, ist mit dem Begriff Digitalisierung gemeint – da werden wir in Zukunft noch vieles erleben, was die Distribution insgesamt verändert.
Welche Form des Handels sehen Sie in Zukunft als bedeutend für Licht?
P. Borghardt: Unsere beiden großen Marktpartner sind der Möbelhandel und die Baumärkte. Und gerade bei den Möbelmärkten mit den riesigen Flächen, die momentan entstehen, werden große Fachabteilungen für Licht aufgebaut. Diese werden mehr und mehr Aufgaben von den traditionellen Fachhändlern übernehmen. Gerade der Verdrängungswettbewerb unter den großen Möblern zurzeit bringt andere Formen des Fachhandels in Bedrängnis. Hier werden sich Schwerpunkte verlagern.
Herr Borghardt, vielen Dank für das Gespräch.
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Fotos: Karin Schmidt