Steckbrief
Christoph Hess (Jahrgang 1971) studierte von 1993 – 1999 Betriebswirtschaft an der Universität Augsburg, mit Abschluss zum Diplom-Kaufmann. Seit 1999 ist er Vorstandsvorsitzender und Mehrheitsgesellschafter der Hess AG Form + Licht in Villingen-Schwenningen. Er führt das Unternehmen in dritter Generation.
Ferner hat er weitere geschäftsführende Funktionen in verschiedenen nationalen und internationalen Tochtergesellschaften, Beteiligungsunternehmen und Joint-Venture-Gesellschaften der Hess-Gruppe – wie beispielsweise der Hess Lichttechnik GmbH, Löbau; er ist Executive Director der HessAmerica, Gaffney, South Carolina sowie Board-Mitglied der SD. hess – Shingo Denzai Co. Ltd., Omuta, Fukuota in Japan. Die familiengeführte Hess-Gruppe mit Hauptsitz in Villingen-Schwenningen ist ein internationaler Hersteller von Produkten für die Platz- und Straßenbeleuchtung sowie die Möblierung öffentlicher Räume. Die Firmengruppe
beschäftigt 330 Mitarbeiter.
Christoph Hess ist derzeit Vorstand im Fachverband Licht des ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e. V.). Darüber hinaus ist er seit Jahren aktiv in der Verbandsarbeit und Mitglied im Messeausschuss der Light + Building, seit 2007 Vorsitzender im Lenkungsausschuss Energieeffizienz.
Auch in weiteren Gremien bringt sich Christoph Hess ein, so seit 2010 als Mitglied im Board International beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Berlin, und seit 2009 als Mitglied im DIHK-Außenwirtschaftsausschuss, Berlin.
Die Aktivitäten setzen sich auch an den verschiedenen Standorten der Gruppe fort. Seit November 2008 ist er Präsidiumsmitglied der IHK Dresden, seit 2009 Vorsitzender des Fachausschusses Industrie + Wirtschaft der IHK, Dresden.
Wie beurteilen Sie die diesjährige Messe, einmal allgemein, und dann speziell in Bezug auf Ihr Unternehmen?
C. Hess: Die Messe kann man nur positiv sehen. Es hat sich bestätigt, dass die Light + Building in Frankfurt die weltgrößte Leitmesse für Beleuchtung ist. Sie ist der zentrale Punkt für die gesamte Branche und gibt den komplettesten Überblick über die Entwicklungen im Licht.
Gleichzeitig ist sie damit die beste Gelegenheit, Themen zu platzieren und Diskussionen und Trends anzustoßen. Für unser Unternehmen ist sie zudem der wichtigste internationale Marktplatz. Wir treffen hier Partner und Kunden und lancieren intensiv unser Exportgeschäft.
Wie wird sich das Unternehmen Hess weiterentwickeln, gerade in Bezug auf die LED-Technik?
C. Hess: Dass LED die Zukunft ist, war schon im Vorfeld der Messe
bekannt. Die rasante Entwicklung der Technik war in dieser Form aber nicht unbedingt zu erwarten. Insgesamt sehen wir viele Prognosen schneller erfüllt als noch vor einiger Zeit vorausgesagt. Für unser Unternehmen bedeutet dies, den Fokus noch mehr auf die LED-Entwicklung zu setzen, kurzfristig insbesondere auf die Lichtlenkung und Lichtsteuerung.
Ist das auf allen Märkten, die Sie bearbeiten, gleich zu beobachten?
C. Hess: Das ist durchaus unterschiedlich. Technikbetonte Märkte wie etwa Europa und insbesondere Deutschland nehmen die LED-Technik vergleichsweise schnell auf. In vielen anderen ausländischen Märkten ist die Dominanz der herkömmlichen Lichttechnik noch größer als hier.
Ein Ausreißer ist China, wo viel für die Straßenbeleuchtung getan wird und besonders die LED intensiv staatlich gefördert wird.
Wäre das auch hier ein Ansatz, stärker in die staatliche Förderung einzusteigen – im Schatten der Ereignisse in der Solarwirtschaft mehren sich die Stimmen.
C. Hess: Es gibt ja bereits einige Initiativen. Das Förderprogramm des BMU etwa ist gut und sorgt für Schub Richtung Effizienz in der Straßenbeleuchtung – was nebenbei gesagt bitter notwendig ist.
Bisher sind alle Förderprogramme aufgelegt, die Energieeffizienz zu fördern, mit den Zielen des Kyoto-Protokolls im Hinterkopf. Besser wäre es, auch die Technologieförderung zu intensivieren, um den Vorsprung der heimischen Unternehmen auf diesem Gebiet zu erhalten.
Aber man muss es auch noch mal so deutlich sagen: Keiner hat damit gerechnet, dass die LED so schnell in den Markt kommt, wie es sich momentan zeigt.
Auf welchem (Qualitäts-) Stand sehen Sie die LEDs zurzeit? Sind sie bereits in der Lage, in der Außenbeleuchtung die herkömmlichen Techniken zu ersetzen?
C. Hess: Im unteren und mittleren Leistungsbereich (bis 100 W) ist die LED-Technik auf einem guten effizienten Stand und gegenüber der konventionellen Lichttechnik sind Vorteile vorhanden. Die Effizienz der LEDs ist bei höheren Leistungen ab 100/150 W nicht mehr gegeben und das Wärmemanagement steigt aus. Es gibt Probeinstallationen, in denen auch schlechte Erfahrungen gemacht wurden. Besonders im ZVEI wird das Problem jetzt angegangen, um damit dem Markt Orientierung zu geben. Die aktuellen Normen werden der LED-Technologie noch nicht gerecht.
Wir wollen im ZVEI dazu Qualitätsmerkmale definieren, auch in Richtung Standardisierung.
Stichwort Standardisierung: Die ist für kommunale Beleuchtung sicher notwendig. Sind die Aktivitäten von Zhaga da ausreichend oder brauchen wir mehr?
C. Hess: In meinen Augen ist Zhaga bisher zu kurz gesprungen. Wir entwickeln seit Jahren LED-Lösungen und insbesondere Module, daher nehme ich mir auch das Recht zur Kritik. Was Zhaga bisher definiert hat, sind Grundstandards technischer Natur, die für eine wirkliche Nutzung in der Praxis, wenn es um Lichtqualität geht, nur rudimentär bleiben.
Insgesamt sehe ich bei Zhaga bisher zu wenig Geschwindigkeit in der Arbeit und zu viel Reisezirkus für die einzelnen Meetings weltweit. Es ist aber positiv, dass auf der letzten Light + Building erste standardisierte Zhaga-Lightengines für die Straßenbeleuchtung vorgestellt wurden. Dies ist ein erster Schritt in die Bereinigung der bisher für den Anwender verwirrenden Vielfalt.
Den besseren Weg sehe ich in den Qualitätsstandards, die der ZVEI allgemein verbindlich machen will, und die dann dem Markt mehr Sicherheit in eine neue Technologie geben.
Werden Sie denn trotzdem mit den jetzt definierten Zhaga-Modulen arbeiten?
C. Hess: Bei Hess haben wir die Implementierung bisher nicht vorgesehen, selbstverständlich wird dies geprüft, das Zhaga-Modul hat auch Vorteile zu bieten.Die Betreiber haben zu ihren langjährigen Lieferanten, auch zu uns, genügend Vertrauen und können Risiken und Vorteile einzelner Lösungen gut bewerten – auch hierbei sehe ich die Lichtqualität wichtiger als die Modulform an.
Herr Hess, vielen Dank für das Gespräch.
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Fotos: Christoph Meinschäfer
Hess AG - www.hess.eu