Steckbrief
Tino Kempf machte nach Abitur und Wehrdienst eine Ausbildung zum Möbeltischler und studierte dann von 1990 bis 1996 Architektur in Hildesheim/Holzminden, Weimar und Bamberg. Von 1997 bis 2000 war er als angestellter Architekt tätig und kam anschließend in die Lichtbranche. Bei Wila Leuchten in Iserlohn war er von 2000 bis 2004 für Lichtdesign bzw. Lichtsimulation zuständig und weiter als KeyAccountManager tätig. Seit 2005 ist Tino Kempf bei light11.de.
Das 2003 von Thomas Unger gegründete Unternehmen Light11 hat seinen Firmensitz mit Marketing, Kundenservice, Showroom, IT und Logistik in Lünen bei Dortmund. Über den Webshop light11.de liefert man in alle Länder der Europäischen Union. Mit einem für 2012 geplanten Umsatz von 6,5 Millionen Euro und rund 30 Mitarbeitern ist Light11 einer der führenden europäischen Versandhändler für Premium-Leuchten in der Wohnwelt.
Sie waren einer der ersten, die den Handel im Internet losgelöst von bestehenden stationären Handelsgeschäften betrieben haben. Was hat Sie dazu bewogen, in den noch recht jungen Markt einzusteigen?
T. Kempf: Es war die Passion für gutes Licht und Design, die uns hier bis heute immer noch umtreibt. Wir möchten mit unseren ausgesuchten Leuchten die Lichtqualität in der Wohnwelt verbessern. Zugegeben ein hehres Ziel, das wir auch noch lange nicht erreicht haben, was weiter hier als Leitmotov gilt.
Dazu kam natürlich auch der Wunsch, den neuen Vertriebskanal Internet in einer vernünftigen Form für das Licht zu nutzen.
Können Sie denn über den Internetshop auch beraten? Oder sehen Sie sich – provokativ gefragt – nur als perfekter Logistiker?
T. Kempf: Natürlich ist eine Beratung einfacher, wenn sie sich persönlich gegenüber sitzen. Daher machen wir viel Aufwand bei der Präsentation unserer Produkte im Netz. Es gibt bereits eine Sortierung nach dem Verwendungszweck, danach kommen umfangreiche Beschreibungen und für viele Leuchten auch eine 3-D-Ansicht, bei der der User alle Facetten betrachten kann.
Und dann verschwimmen die Grenzen ja auch noch weiter. Wir haben hier in Lünen ein Ladengeschäft, das ganz normal für den Kunden geöffnet ist – ein Vorteil für die, die uns auch mal real sehen möchten.
Wie weit geht Ihre Unterstützung für den Kunden dann noch?
T. Kempf: Für die intensive Beratung haben wir hier mehrere Lichtplaner. Wir können so zum Beispiel für Privathäuser oder Praxen eine Planung anbieten, in schwierigen Fällen fahren wir auch schon mal zum Kunden raus.
Wie erfolgreich ist das Ladengeschäft denn hier? Wäre der Einstieg in den stationären Handel mit weiteren Filialen eine Option für Sie?
T. Kempf: Momentan erst einmal nicht. Unser Laden trägt sich, wir haben auch die nötige Ruhe beim Aufbau dafür. Unsere Kunden kommen aus einem Umkreis von etwa 250 km, einige sogar von weiter her: Wir hatten auch schon Kunden aus Bayern, die nach einem Besuch im Internetshop auf der Durchreise auch bei uns Halt gemacht haben..
Haben Sie eher Erfolg mit Einzelleuchten oder gehen auch komplexere Systeme, beispielsweise Einbauleuchten mit Steuerung, über den Ladentisch?
T. Kempf: Momentan ist der Fokus noch auf der einzelnen Leuchte. Wir denken, dass es mit der LED und deren Steuerbarkeit mehr in die Tiefe gehen kann. Wir haben jetzt aber zum Beispiel auch ein italienisches System im Programm, bei dem man seine Leuchte aus einem Baukasten selbst zusammenstellen kann. Schienensysteme beispielsweise kann man über einen Konfigurator zusammenstellen, das wird aber bisher wenig genutzt.
Viele sehen im Versandhandel das Problem der garantierten Rücknahme als Problem. Wie gehen Sie damit um?
T. Kempf: Zuerst einmal sehr kundenfreundlich. Wir holen per UPS ab, wobei der Kunde selbst bestimmen kann, wann der Fahrer bei ihm zu Hause die Ware wieder abholt. Die gesetzlichen Vorgaben sind ja sehr umfangreich und kundenorientiert, und dem wollen wir auch mit einer schnellen Bearbeitung bei uns gerecht werden.
Aufwändig ist das schon, wenn man beispielsweise ein Aufhängeset auf Vollständigkeit der Schrauben überprüfen muss. Insgesamt haben wir aber eine Rücksendequote, mit der wir ganz gut leben können.
Wie sehen Sie die Bedeutung des Onlinehandels insgesamt für den Leuchtenmarkt? Und wie wird sich das in Zukunft entwickeln?
T. Kempf: Ich sehe hier mehr Potenzial als im stationären Handel. Erst 12 % der Kunden kaufen ihre Lichtprodukte im Internet, aber bei einigen Dienstleistungen ist es schon fast die Hälfte des Business, das im Netz abgewickelt wird.
Aber um hier erfolgreich zu sein, reicht es nicht, nur einen x-beliebigen Shop anzubieten, sie müssen einzigartige Inhalte bieten, um die Leute auf ihre Seite zu bekommen. Das tun wir, und daher sehe ich für uns in der Zukunft noch einiges an Wachstumspotenzial.
Haben Sie mit dem Fortschreiten des Ausstiegs aus der Glühlampe eher eine Flucht in Hamsterkäufe oder Einstieg in neue Technologie beobachtet?
T. Kempf: Hamsterkäufe eher nicht. Wir bieten für unsere Leuchten ja direkt auch die noch vorhandenen Halogenlampen als Alternative zur klassischen Glühlampe an, sodass die Kunden da keine Probleme haben.
LED-Alternativen haben wir im Programm, die Nachfrage danach ist aber noch überschaubar. Oft wird nach der Dimmbarkeit gefragt, was bei Retrofit-Produkten oftmals noch problematisch ist.
Welchen Umfang macht das LED-Geschäft bei Ihnen aus?
T. Kempf: Wir haben da leichte Zuwächse, aber auf geringem Niveau. Während 2010 etwa 3 % der Umsätze über LED gemacht wurden, waren es 2011 dann 4 %. Da wir keine technischen Leuchten haben, sondern hauptsächlich an Privatkunden verkaufen, spiegelt das den Markt denke ich ganz gut wider.
Herr Kempf, vielen Dank für das Gespräch.
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Fotos: Christoph Meinschäfer
Light11 - www.light11.de