Nachdem am späten Montagabend die Hess AG bekannt gab, dass der Aufsichtsrat den Vorstand abberufen hat, sind bis dato keine detaillierteren Stellungnahmen der Betroffenen zu erhalten.
Der Aufsichtsrat hatte seine einstimmige Entscheidung damit begründet, dass „interne Recherchen bei der Hess AG … den Verdacht ergeben (hatten, Red.), dass es mit Kenntnis des Vorstands zu Verstößen gegen Bilanzierungsregelungen gekommen ist. Diese führen möglicherweise dazu, dass in den Finanzberichten der Gesellschaft für die Jahre 2011 und 2012 die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage zu positiv dargestellt ist.“
Christoph Hess, Enkel des Firmengründers Willi Hess und bis Montag Vorstandsvorsitzender, ließ über einen Sprecher mitteilen, dass er sich auf einer Auslandsreise befinde und von den Vorgängen überrascht wurde: „Die gegen mich erhobenen Vorwürfe kenne ich nur aus der Presse und kann sie nicht nachvollziehen. Man hat mir bis heute auch nicht gesagt, was man mir konkret vorwirft oder mir gar Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Das Ganze ist nicht im Interesse des Unternehmens. Ich muss jetzt erst einmal die Vorwürfe klären, werde dann aber die erforderlichen Schritte ergreifen, um mich dagegen zu wehren.“
Sein Vater Jürgen G. Hess äußerte sich gegenüber der lokalen Tageszeitung Südkurier. Er sagte dort, er könne sich die Situation nur so vorstellen, dass es bei einzelnen Zahlen möglicherweise „interpretierbare Betrachtungsweisen“ geben könne. „Wir haben uns vor dem Börsengang mehrfach einem so genannten Due Dilligence-Verfahren unterziehen müssen. Diese Prüfung untersucht und bewertet genau die nun kritisierten Bereiche.“
Jürgen G. Hess war als Mitglied des Aufsichtsrates bei der kurzfristig anberaumten Krisen-Sitzung stimmberechtigt. Die Staatsanwaltschaft Koblenz prüft zur Zeit, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Der Börsenkurs der Hess AG stürzte nach Bekanntgabe der Meldung deutlich ab.
Hess AG - www.hess.eu
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