Steckbrief
Roger Karner ist seit dem 1. Mai 2012 Geschäftsführer bei Philips für den Sektor Lighting in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz). Der Österreicher Karner (41) war bisher für Schneider Electric tätig, zuletzt als CEO und Country President der Schneider Electric Schweiz AG in Bern sowie als CEO der Feller AG in Horgen. Roger Karner hat langjährige berufliche Stationen in den Ländern Frankreich, Österreich und Schweiz absolviert und verfügt über tief gehende Erfahrung im Lösungsgeschäft.
Herr Karner, mit dem per iPad steuerbaren LED-Lampensystem Hue haben Sie gerade einen Riesenerfolg im Apple-Store gelandet. Haben Sie das so erwartet?
R. Karner: Wir freuen uns, dass unsere hohen Erwartungen an dieses innovative Produkt sogar übertroffen wurden. Bereits kurz nach der Markteinführung musste Philips die Produktion erhöhen, um die starke Nachfrage befriedigen zu können. Hue ist das weltweit erste Lichtsystem, mit dem bis zu 50 LED-Lampen über ein Smartphone oder ein Tablet einzeln angesteuert und geregelt werden können. Und es kann einerseits zur hochwertigen Beleuchtung mit weißem Licht, andererseits zur farbigen Ambientebeleuchtung mit ein und derselben Lichtquelle genutzt werden.
Mehr und mehr Menschen wollen ihr Licht nicht einfach nur an- und ausschalten oder dimmen. Sie wollen Spaß haben mit Licht, ihre Umgebung individuell gestalten und je nach Anlass oder Stimmung einstellen können. Das haben wir bereits vor fünf Jahren erkannt und mit LivingColors ein Lifestyle-Produkt zur dekorativen Wohnraumbeleuchtung auf den Markt gebracht, das die technischen Möglichkeiten der LED auch wirklich nutzt. Bis heute gibt es nichts Vergleichbares. Der Erfolg von LivingColors und jetzt Hue zeigt uns, dass die Digitalisierung des Lichts inzwischen au.
Werden Sie diese Verbindung aus Licht und Steuerbarkeit auch für weitere Tablet-Systeme oder Plattformen ausbauen?
R. Karner: Die Multifunktionalität von Hue hebt erstmals die Grenzen herkömmlicher Beleuchtung auf und zeigt, was durch LED möglich wird. Gleichzeitig haben wir hinsichtlich der Software einen Ansatz gewählt, der den Möglichkeiten von Hue quasi keine Grenzen setzt. Programmierschnittstellen und das Software Development Kit (SDK) legt Philips für jeden offen. Auf der Internetseite www.meethue.com werden Hue-Nutzer und externe Entwickler dazu aufgefordert, ihre Ideen einzubringen. Um die Kompatibilität mit anderen Geräten zu fördern, nutzt Philips den internationalen Standard ZigBee LightLink. Der Übertragungsstandard ermöglicht die Vernetzung auch mit anderen SmartHome-Technologien.
Wo erwarten Sie eher den Durchbruch der LED-Technologie – beim Consumer oder beim Profinutzer?
R. Karner: LEDs sind heute kein Trend mehr, sondern Marktrealität, an der keiner mehr vorbeikommt. Traditionell werden neue Lichttechnologien aber zuerst von professionellen Anwendern akzeptiert. Zum einen ist hier die Bandbreite der Anwendungen deutlich größer als im privaten Bereich, zum anderen erkennen sie den Mehrwert und partizipieren schnell von den wirtschaftlichen Vorteilen.
Bei Konsumenten ist Licht immer noch eher ein Low-Interest-Produkt. Wenn die Lampe kaputt ist, muss eine neue her und die wird immer noch über den Preis gekauft. Mit der zunehmenden Digitalisierung des Lichts auch für den Heimbereich dürfte sich das jedoch ändern, wie die Erfolgsgeschichten von LivingColors und Hue zeigen. Wichtig ist, dass sich dem Verbraucher die Bedienung und Nutzung neuer Applikationen intuitiv erschließen, damit sie eine Chance haben, sich durchzusetzen.
Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Bedeutung von staatlicher Förderung, wie es sie beispielsweise für die Straßenbeleuchtung gibt?
R. Karner: Durch staatliche Förderung wird nicht nur die Einführung neuer Technologien beschleunigt, sie hilft auch, die Klimaschutzziele der Europäischen Union zu erreichen. Die Umstellung auf nachhaltiges Licht zum Beispiel bei der Straßenbeleuchtung ist mit hohen Investitionen verbunden, die die öffentlichen Haushalte wegen der chronischen Geldnot häufig nicht leisten können. Ohne die staatliche Förderung wäre die Umstellung mit der notwendigen Geschwindigkeit daher kaum möglich. Beleuchtung ist also ein signifikanter Bereich, der eine eigene Förderung verdient.
In Asien wird zurzeit intensiv auch die private Nutzung von LED staatlich gefördert – wird das auch hier notwendig sein?
R. Karner: Im Wohnbereich beträgt die durchschnittliche jährliche Brenndauer eine Lampe nur etwa 1.000 Stunden. Die Amortisationszeit für die noch teureren LED-Lampen ist zu lang, dass allein die Energieeinsparung kein Kaufanreiz ist. Obwohl die Umstellung auf LED ökologisch die beste Alternative ist, scheut der Verbraucher den höheren Kaufpreis. Eine staatliche Förderung könnte auch bei uns Abhilfe schaffen und die Wechselrate beschleunigen.
Wie sehen Sie den Markt für Licht in ein paar Jahren, zum Beispiel bei den Retrofit-Lampen? Wie erwarten Sie in diesem Zusammenhang die Entwicklung der neuen Anbieter auf dem Markt?
R. Karner: Die Zuwachsraten bei LED-Lichtlösungen sind rasant. 2015 rechnen wir mit einem LED-Anteil von 50 und 2020 mit 75 Prozent am Gesamtlichtmarkt. Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung bei uns zurzeit bei den Retrofit-Lampen für den Wohnbereich. Dieser Markt könnte wegen der langen Lampenlebensdauern irgendwann jedoch zu einem Nischenmarkt werden, zumal mehr und mehr Verbraucher heute bei einer Wohnungsrenovierung die alten Leuchten gleich gegen eine LED-Leuchtenlösung austauschen, wodurch kein Lampenwechsel mehr nötig ist.
Insgesamt gewinnt der Lichtmarkt an Dynamik. Philips, als weltweiter Marktführer im Lichtmarkt und Innovationsführer bei der LED-Beleuchtung, ist dafür gut aufgestellt. Als Unternehmen für Gesundheit und Wohlbefinden bieten wir den Anwendern nicht nur ein innovatives Produkt, sondern komplette Lösungen mit Mehrwert, mit denen wir das Leben der Menschen in allen Facetten angenehmer gestalten wollen.
Herr Karner, vielen Dank für das Gespräch.
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Fotos: Eric Vazzoler/SmartLightLiving.de
Philips Lighting - www.philips.de/licht