Die Marke Telefunken ist ein starker Hintergrund – stark genug für das Lichtgeschäft?
Voigt: Telefunken ist eine der starken globalen Marken der deutschen Industriegeschichte. Seit über hundert Jahren steht sie für die Grundprinzipien des deutschen Ingenieurswesens, für hochwertige Qualität, Innovation und eine herausragende Funktionalität mit zeitlosem Design.
Hockemeyer: Die Telefunken Licht AG entwickelt in der Tradition dieser Marke innovative LED-Technologie für private und gewerbliche Einsatzbereiche sowie LED-Videosysteme. Wir tun dies mit großer Leidenschaft für Design, Kreativität und Innovationen. Wir wollen Produkte schaffen, die für den Handel, Designer, Leuchtenhersteller, Endkunden und viele mehr einen echten Mehrwert bieten und einen deutlichen Beitrag zur Ressourcenschonung leisten.
Voigt: Die Telefunken Gruppe gewährt ihren Partnern in den jeweiligen Geschäftsfeldern als Mitglied der Telefunken Partner Allianz die Nutzungsrechte an der Marke. Sie unterstützt sie bei einem schnellen Markteintritt, einem profitablen Wachstum und einer klaren Differenzierung von ihren Wettbewerbern. Durch den engen Verbund in der Partnerallianz erschließt sie ihren Mitgliedern zudem zusätzliche Absatzkanäle. Darüber hinaus ist auch wieder ein neues, rasch wachsendes, eigenständiges Industriegeschäft entstanden, in dem Unternehmen wie die Telefunken Licht AG selbst innovative Produkte produzieren und weltweit vertreiben.
Welchen Hintergrund bringt GT Biome Scilt in das Geschäft ein?
Hockemeyer: Gebrüder Thiele hat GT BiomeScilt 2007 mit zwei Zielsetzungen gegründet: Zum einen wollten wir von Anfang an herausragende und innovative Spitzentechnologien entwickeln. Vor allem aber, und das war mein ganz persönliches Anliegen, wollte ich mit der eigenen Unternehmensgruppe einen spürbaren Beitrag im Bereich Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auch für künftige Generationen leisten.
Für beide Ziele bot sich das Thema Licht an. Hier begann sich mit LED eine Zukunftstechnologie abzuzeichnen, die für die Lichtindustrie einen Quantensprung bedeutet. Gleichzeitig tat sich eine ideale Markteintrittschance auf. Uns war klar, dass mit dem Technologiewechsel die Karten im Markt neu gemischt würden. Über unsere Organisation im asiatischen Raum lernten wir einen namhaften Pionier der LED-Technologie kennen, der unsere Begeisterung für das Thema LED vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Energiewende teilte und bereit war, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen.
Uns allen war klar, dass die EU-Energiesparlampen mit ihrem Quecksilbergehalt nicht die Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft sein können. Und wir wussten: Wer schnell überzeugende und qualitativ hochwertige Lösungen mit Alleinstellungsmerkmal anbieten kann, hat in dieser Phase eine gute Marktchance. Das ist uns mit der Entwicklung der treiberfreien LED-Technologie gelungen und diese Chance wollen wir nutzen.
Wie kam es dann zu dieser intensiven Partnerschaft? Was hat Sie zur Zusammenarbeit im Thema LED bewogen?
Hockemeyer: Die Erkenntnis, dass wir eine starke und global funktionierende Marke brauchen, um im Lichtmarkt weltweit ein relevanter Anbieter zu werden.
Voigt: Für Telefunken war es ein perfektes Thema. Licht hat in der Geschichte von Telefunken immer eine bedeutende Rolle gespielt. Wir sind damit wieder in einem unserer traditionellen Produktfelder mit einem eigenständigen Industriegeschäft im Markt vertreten.
Welche Chancen sehen Sie für Retrofit-Lampen in der nahen und mittleren Zukunft?
Hockemeyer: Für die Endverbraucher werden Retrofit-Lampen schon bald und für lange Zeit eine bedeutende Rolle spielen. Die Retrofit-Leuchtmittel von Qualitätsanbietern überzeugen durch Lebensdauer und eine schnelle Kostenamortisation. Mit den Produkten der Telefunken Licht AG bieten wir mit höchster Qualität und einem innovativen und modernen Design eine echte Alternative für den Handel. So wollen wir wieder mehr Wettbewerb in den bisher vor allem von zwei Anbietern bestrittenen Markt bringen. Dafür bieten wir ein vielfältiges und attraktives Sortiment. Unsere Alternativen zu herkömmlichen Halogenlampen etwa haben eine Lebensdauer von rund 40.000 Stunden, sparen bei gleicher Leuchtleistung 80 Prozent Energie und wir geben unseren Kunden eine fünfjährige Garantie.
In gewerblich genutzten Immobilien werden je nach Einsatzbereich entweder Retrofit-Lampen oder Leuchten mit integrierten Lichtmodulen den Markt bestimmen. Insbesondere für den Austausch von Leuchtstoffröhren werden LED-Röhren, wie z. B. die Telefunken Centum, den Markt mittelfristig beherrschen.
Aufgrund der langen Lebensdauer wird nach einer starken Nachfrage in den nächsten Jahren dann eine Marktsättigung eintreten und es werden integrierte Lichtsysteme an Bedeutung gewinnen.
Voigt: Das Gleiche gilt für die Kommunen, die unter einem hohen Kostendruck stehen. Der Deutsche Städtetag schätzt die Energiekosten für Straßenbeleuchtung deutschlandweit auf 900 Millionen Euro und geht davon aus, dass sie sich mit einer Umrüstung auf LED fast halbieren lassen. Zusätzlich könnten bis zu 2,7 Milliarden Kilowattstunden Strom eingespart werden. Noch beträgt der LED-Anteil im öffentlichen Raum erst rund ein Prozent. Einen zusätzlichen Anreiz für eine Umrüstung bieten Fördermittel. Beispielsweise stellt das Bundesumweltministerium fast 5 Mio. Euro für eine Umrüstung auf eine energieeffizientere Stadtbeleuchtung zur Verfügung. Auch dies ist ein gewaltiger Markt, für den wir mit unserem Sortiment hervorragend aufgestellt sind.
Hockemeyer: Bei Strahlern und Downlights im gewerblichen Einsatz wie Hotels sind Retrofit Lösungen einfach und kostengünstig. Ihr Einsatz leistet auch hier einen signifikanten Beitrag zu Kosteneinsparungen. In Bereichen mit hohen Lumenanforderungen sind integrierte Systeme, die auf Lichtmodule wie dem Telefunken Airglow One setzen, hingegen alternativlos.
Bei industriellen Downlights werden Retrofit-Lampen keine große Rolle spielen. Neue LED-Leuchten werden hier bereits als integrierte Lösung angeboten. Retrofit Lampen auf der Basis bekannter Sockelformate können hier nicht die notwendige Lichtleistung bieten.
Wie können gewerbliche Anbieter ihre Kostenersparnis dann kalkulieren?
Hockemeyer: Wir haben in der Gebrüder Thiele Gruppe bereits im Jahr 2011 die gesamte Beleuchtung unserer Lager auf LED umgestellt. Dafür haben wir für eine Fläche von 225.000 Quadratmetern insgesamt 22.000 konventionelle Leuchtstoffröhren gegen treiberfreie Centum LED-Röhren ausgetauscht. Mit diesem Schritt können wir den Stromverbrauch der Gruppe von 3,61 Millionen Kilowattstunden auf 1,25 Millionen Kilowattstunden pro Jahr reduzieren.
Das entspricht einer Ersparnis bei unseren Energiekosten von mittlerweile rund 300.000 Euro im Jahr und einer Verringerung unseres CO²-Ausstoßes von ca. 1.360 Tonnen. Die hohe Lebensdauer der Centum LED-Röhren von rund 100.000 Stunden bedeutet, dass langfristige positive G&V Effekte realisiert werden können. Diese werden bei weiter steigenden Stromkosten noch deutlicher. Die Wirtschaftlichkeit von LED sollte jedes Unternehmen überzeugen. Insgesamt gibt es in Deutschland durch die Umrüstung von Leuchtstoffröhren ein Einsparpotenzial von rund 47 Milliarden Kilowattstunden. Das entspricht einer Kraftwerkleistung von über 6.000 Megawatt bzw. der Leistung von 4 bis 6 größeren Kohlekraftwerken.
Welche Rolle werden Module im Vergleich zu fest verbauten LEDs spielen?
Hockemeyer: Lichtmodule haben ihren großen Nutzen in industriellen Einsatzbereichen, wenn es um die Ausleuchtung zum Beispiel von großen Hallen geht. Im Allgemeinen werden LED-Lichtmodule fest in Leuchten verbaut. Die Telefunken Licht AG bietet ihr treiberfreies Modul Airglow One in Lichtstärken von 1.500 bis 6.000 Lumen an, die beliebig und je nach Anforderung miteinander kombiniert werden können. Auf grund ihrer langen Lebensdauer von rund 50.000 Stunden geben wir darauf 5 Jahre Garantie.
Wie sehen Sie die Zukunft der Telefunken Licht AG? Werden Sie sich in Richtung eines Komplettanbieters für Licht bewegen?
Voigt: Wir sind schon heute mit einem Sortiment, das von Leuchtmitteln über Lichtmodule bis hin zu kompletten Leuchten reicht, präsent. Zusätzlich bieten wir adaptive LED- Videosysteme für unterschiedliche Anwendungsbereiche, z. B. Entertainment, Corporate und Traffic Systeme an. Diese vier Produktbereiche wollen wir mit einer weltweiten Vertriebspräsenz kontinuierlich ausbauen.
Herr Voigt, Herr Hockemeyer, wir danken für das Gespräch!
Vita Martin Hockemeyer
Martin Hockemeyer (43) ist Mitglied des Aufsichtsrats der Telefunken Licht AG und Geschäftsführender Gesellschafter der Gebrüder Thiele Gruppe mit Sitz in Bremen. Die inhabergeführte Gebrüder Thiele Gruppe wurde 1848 gegründet. Martin Ho- ckemeyer führt das Familienunternehmen mit weltweit 1.800 Mitarbeitern und 60 internationalen Standorten in vierter Generation seit 1999.
2007 gründete er als Umweltsparte der Gebrüder Thiele Gruppe das Unternehmen GT BiomeScilt. Damit setzte er auf modernste Lichttechnologie – und auf den Wachstumsmarkt Umwelttechnologie, was ihm ein großes persönliches Anliegen war.
Als einer ihrer Schwerpunkte entwickelte GT BiomeScilt seitdem zukunftsweisende LED-Technologie. Ihre Zielgruppen sind dabei sowohl industrielle und gewerbliche Anwender wie auch Architekten, Einrichter, Kommunen für öffentliche Flächen und Endverbraucher. Das Unternehmen hat sich seine Entwicklungen, insbesondere für ihre treiberfreien Lichtmodule, patentieren lassen.
Nachdem die GT BiomeScilt ihre neue LED-Technologie zur Serienreife entwickelt hatte, gründete Martin Hockemeyer 2012 zusammen mit dem Gesellschafter der Telefunken SE die Telefunken Licht AG, um unter der Marke Telefunken weltweit Absatzkanäle erschließen zu können.
Martin Hockemeyer studierte an der European Business School in London. Er ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Norddeutschland. Martin Hockemeyer ist Vorstandsmitglied der Bernd und Eva Hockemeyer Stiftung, die sich mit ihrem Engagement für Kultur, Bildung und Soziales einsetzt.
Vita Sergio Klaus-Peter Voigt
Sergio Klaus-Peter Voigt (52) gehört seit 2008 dem Vorstand der heutigen Telefunken SE an, seit 2011 als ihr Chief Executive Officer (CEO). In dieser Funktion verantwortet er die Entwicklung des weltweiten Partner- und Industriegeschäfts der Unternehmensgruppe. Seit 2012 ist Sergio Klaus-Peter Voigt zudem CEO der neugegründeten Telefunken Licht AG.
Voigt wechselte 2008 aus seiner Funktion als Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding GmbH, der Holdinggesellschaft der internationalen Media-Saturn-Gruppe, in den Telefunkenvorstand. Die Media-Saturn-Gruppe ist die größte Elektrofachmarktkette Europas, die bei Voigts Ausscheiden 2008 mit einem Jahresumsatz von 19 Mrd. Euro in 16 europäischen Ländern vertreten war.
Der Groß- und Außenhandelskaufmann Sergio Klaus-Peter Voigt verfügt über eine fünfundzwanzigjährige Berufserfahrung im Elektrofachhandel. Seit 1989 war er für die Media-Saturn-Gruppe in verschiedenen leitenden und Geschäftsführungsfunktionen tätig, unter anderem im Einkauf und als Vorsitzender der Geschäftsführung der deutschen Landesgesellschaft von Media Markt. Seit 2002 gehörte er der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding GmbH an. Voigt begann seine berufliche Laufbahn als für den Einkauf verantwortlicher Geschäftsführer beim Münchner Elektrogroßhändler J. Fröschl.
Sergio Klaus Peter Voigt ist verheiratet und lebt mit seiner Familie im Chiemgau.
Telefunken Licht - www.telefunken-licht.de