Er hat 1984 mit seinem Halogen-Seilsystem YaYaHo eine ganze Leuchtenkategorie begründet und die Grundlage für den Halogenboom gelegt. Und er wird auch heute noch selbstverständlich gefragt, wenn es um Entwürfe für OLEDs, flexible LED-Platinen oder leuchtende Tapeten geht.
Der inzwischen 82jährige Ingo Maurer wurde 1932 auf der Insel Reichenau (Bodensee) geboren und in Deutschland und in der Schweiz als Typograph ausgebildet. Nach einem Graphikstudium von 1954 bis 1958 in München wanderte er 1960 in die USA aus und arbeitete dort als freier Designer in New York und San Francisco. 1963 kehrte er nach Europa zurück und gründete 1966 Design M in München.
Mit den USA ist er weiter verbunden, in New York befindet sich ein Showroom und seine Arbeiten finden auf der anderen Seite des Atlantiks viele Fans. Seine erste Leuchte (Maurer vermeidet übrigens selbst die fachspezifische Unterscheidung in Lampe und Leuchte und tituliert seine Entwürfe eher als Lampen) war die Bulb, ein inzwischen absoluter Klassiker, der unter anderem in der Kollektion des Museum of Modern Art in New York steht.
Die Glühlampe, die die Bulb als Leuchte beeinflusst hat, steht auch im Mittelpunkt vieler anderer seiner Entwürfe und wird dort oftmals zu einem zentralen Designmoment. Daher ist das Glühlampenverbot der EU für ihn wenig nachvollziehbar, denn das Ziel Energiesparen könnte anders erreicht werden: „Lassen Sie uns doch an anderer Stelle sparen. Man könnte all die überbeleuchteten Häuser in den Griff kriegen, man könnte öfter Geräte und Leuchten ausschalten, die überflüssig Strom verbrauchen, man könnte andere Autos fahren usw.”, wird Maurer im Netz zum Thema zitiert.
Mit seinen eigenen LED-Entwürfen hat er selbst eine Antwort darauf gegeben. Anfangs noch mit Platinen, auf denen die noch neuen LEDs an Krokodilklemmen zum Leuchten gebracht wurden, doch heute setzt er die LED ganz selbstverständlich in einem Entwurf ein, in dem sie nicht mehr im Vordergrund steht.
Wie in seinem jüngst in Belval in Esch-sur-Alzette (Luxemburg) eingeweihten Projekt für die Beleuchtung der Hochöfen und Lichtobjekten zur Beleuchtung der Wege im Gelände. Den Auftrag für das Lichtkonzept erhielt Ingo Maurer bereits 2006. Er entschied sich für weißes Licht in verschiedenen Nuancen, und verzichtete bewusst darauf, die Gesamtstruktur der Hochöfen farbig anzustrahlen. Stattdessen setzt er auf klare Kontraste zwischen Licht und Schatten, inspiriert von Filmemachern wie Sergej Eisenstein.
Große Teile der Hochöfen werden im Dunkeln gelassen, andere scheinbar zufällig hervorgehoben. Ihre Schatten zeichnen sich auf dahinter stehenden Röhren ab. An anderen Stellen leuchten die rostroten Zylinder hinter nur schemenhaft erkennbaren Leitungen hervor. Hier kommt etwas oranges Licht zum Einsatz, das die Farbe des Rosts betont. Auch ein Suchscheinwerfer ist Teil der Beleuchtungsanlage, der bei besonderen Gelegenheiten eingesetzt werden kann.
Bei der Entwicklung des Konzepts stand die Absicht im Vordergrund, den Geist des Ortes einzufangen und die neue Rolle der Hochöfen für das entstehende Viertel zu unterstreichen. Das zeigt auch, dass er längst nicht mehr nur auf Produktdesigns festgelegt werden kann. Seine schon fast sprichwörtliche Lichtpoesie geht bis ins architektonische Lichtdesign - auch in der Münchener U-Bahn ist das täglich zu besichtigen.
Und obwohl er schon diverse Preise für sein Lebenswerk erhalten hat, ist seine schöpferische Kraft noch längst nicht erschöpft - aktuelle Entwürfe und auch jeder Messeauftritt in Frankfurt oder Mailand verdeutlichen weiter, dass aus München noch einiges zu erwarten ist.
Weitere Infos:
Name:
Ingo Maurer
Jahrgang:
1932
Beruf:
Designer
Ingo Maurer - www.ingo-maurer.com