Als der Franzose Eduard-Wilfrid Buquet (geb. 1886) am 9. Februar 1927 um 16.29 Uhr seinen „orientierbaren Beleuchtungskörper mit Gelenkarmen“ beim „Ministère du Commerce et de l’Industrie“ in Paris zum Patent anmeldete, wusste er wahrscheinlich nicht, dass ihm damit ein Jahrhundert-Entwurf gelungen ist: Die feinmechanische Konstruktion der Schreibtischleuchte „EB 27“, die sich mittels Scharnieren und Gewichten in jeder Position präzise ausbalanciert, gilt auch heute noch als unübertroffen in technischer Raffinesse und zeitloser Eleganz. Seit nunmehr 30 Jahren wird sie exklusiv bei Tecnolumen in Bremen in Manufakturarbeit produziert – mittlerweile sogar versilbert oder vergoldet.
In traditioneller Handwerkskunst und kleinteiligen Arbeitsgängen formen die Spezialisten den Lampenschirm, löten die zugesägten Gestänge Rohre an die einzelnen Gelenke und montieren die eigens gefertigten Gewichte. „Wie sich die ‚EB 27‘ mit nur einer winzigen Fingerbewegung ohne jegliches Quietschen oder Schaben – also absolut leise – in jede erdenkliche Position bewegen lässt, fasziniert immer wieder aufs Neue“, sagt Hotzan.
High End in Bremen: Vor 30 Jahren fertigte Tecnolumen die erste Re-Edition
Tecnolumen hat nur behutsam in die Buquet-Konstruktion eingegriffen, um sie den heutigen Anforderungen anzupassen: Für den ursprünglich aus Holz, sehr selten aus Marmor, bestehenden Fuß wird heute Metall verwendet, weil dort das Vorschaltgerät sitzt. Zudem ist die Leuchte jetzt statt mit einer Glühlampe mit einer Halogenlampe ausgerüstet. Wie zu Zeiten Buquets gibt es die „EB 27“ mit einem oder zwei Gelenken als Tisch-, Wand- und Stehleuchte, und zwar verchromt oder vernickelt, seit Kurzem auch versilbert oder – in der Tischversion – auf Wunsch sogar vergoldet.
Mit den Edelmetall-Editionen möchte Tecnolumen die hohe Wertschätzung, die der Buquet-Leuchte seit ihrem ersten Erscheinen zuteilwurde unterstreichen: Das breite Feld derjenigen, die die auch als „La Lampe Equilibree“ bezeichnete Design-Preziose damals in Werkstätten, Salons und Ausstellungen einsetzten, reicht vom Doyen des Art déco, Jacques-Emile Ruhlmann (1879 - 1933), über Marcel Breuer (1902 - 1981) und Marcel Duchamp (1887 - 1968) bis zum Architektur-Papst Le Corbusier (eigentlich Charles-Edouard Jeanneret-Gris; 1887-1965).
Juweliere, Illustratoren und Haute Couture-Ateliers schmückten sich damit; führende Magazine jener Zeit druckten die „EB 27“ in zahlreichen Abbildungen ab – bis, ja bis Anfang der 30er Jahre die Wirtschaftskrise auch Frankreich erfasste und die Herstellung wegen des dann herrschenden Mangels an Aluminium, das für die Fertigung des Kopfes der Leuchte benötigt wurde, schwierig und sehr kostspielig wurde. Doch ihren Platz in der Geschichte hatte sich die Leuchte zu diesem Zeitpunkt bereits gesichert.
So gehört sie beispielsweise zu den festen Exponaten der ständigen Ausstellung des Museum of Modern Art (MoMa) in New York, weil sie wie keine andere die unverwechselbare klare Formsprache des Bauhaus-Stils (1919 - 1933) und die unbändige schöpferische Kraft des Art déco repräsentiere. Sie gilt als Paradigma dieser ungewöhnlich kreativen und gestalterisch revolutionären Epoche und als zeitloser Solitär der Design-Historie.
Zu beziehen ist die „EB 27“ über den gehobenen Einrichtungsbedarf und den Leuchten-Fachhandel.