Steckbrief
Jean-Marc da Costa (Jahrgang 1958) ist in der Schweiz, in Portugal und in Deutschland aufgewachsen und studierte an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main zum Dipl. Industrie-Designer. Er arbeitet seit 1983 als Designer und ist gemeinsam mit Manfred Wolf Inhaber von Serien Lighting.
Manfred Wolf (Jahrgang 1959) ist ebenfalls Dipl. Industrie-Designer, ausgebildet an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Im gemeinsamen Designstudio entwerfen beide auch für andere Firmen, beispielsweise Leuchten für Zumtobel oder Möbel für Rosenthal Einrichtung.
Seit 30 Jahren ist Serien Raumleuchten, heute internationaler Serien Lighting aktiv. Können Sie sich noch an den Start erinnern?
Manfred Wolf: Eigentlich waren wir schnell im Geschäft. Durch einen Kontakt zum Möbelhändler Stoll waren wir auf den Passagen der Möbelmesse in Köln zu sehen und unsere Leuchten wurden direkt exklusiv vom CI-Verband vertrieben. Den exklusiven Vertrieb über den Fachhandel haben wir uns bis heute erhalten.
Jean-Marc da Costa: Wir sind immer noch in Rodgau. In der Fabrik, in der das Unternehmen der Familie von Manfred Wolf Zubehörteile für Handtaschen fertigte. Inzwischen haben wir rund 40 Mitarbeiter und hier hauptsächlich die Verwaltung, die Produktion und die Logistik sind an einem zweiten Standort, ebenfalls in Rodgau.
Heute hat man mit der LED als Leuchtmittel allerdings
einen komplett anderen Markt – was hat sich verändert?
Manfred Wolf: Einige unserer Entwürfe sind um Leuchtmittel herum entstanden. Vieles kann man also nicht einfach eins zu eins umbauen. Die Lift beispielsweise ist so entstanden. Das damals neue PL-Leuchtmittel ist von der Leuchte umgeben.
Jean-Marc da Costa: Auch unsere Leuchtenfamilie SML ist aus der Lampe entstanden. Die Bauhöhe von 25 mm ergibt sich komplett aus der Technik. Die Hochvolt-Halogenlampe und ihre Fassung sowie die Materialstärke für den Leuchtenkörper sind vorgegeben, die Leuchte so auf das Wesentliche reduziert. Das hat im Laufe der Zeit auch viele Nachahmer gefunden. Eine solche Technik kann man aber durch LED ersetzen – man muss die Leuchte dafür „nur“ neu konstruieren.
Vor welche Herausforderungen stellt Sie als Team mit ihren Mitarbeitern denn das Thema LED konkret?
Jean-Marc da Costa: Die Technologie verändert für uns sogar den Vertriebsweg. Bisher waren wir meist für den Privatmann interessant, aber im Projekt kaum vertreten. Mit einer Klassifizierung in A++ wird unser Programm plötzlich auch im Projekt nachgefragt.
Manfred Wolf: Wir haben natürlich entsprechend technisches Know-how aufbauen müssen. Aber Halogen bleibt auch weiter Thema, zum Beispiel hat unsere Annex in der Halogenversion im letzten Jahr noch eine Steigerung im Verkauf hingelegt.
Stellen Sie denn nun auch alle Ihre aktuellen Produkte auf LED um?
Manfred Wolf: Wir setzen alle Projekte ohne Hektik um. Erst als es möglich war, die Lichtwirkung der Halogenlampe durch LEDs zu substituieren, haben wir auch die Leuchten auf LED umgestellt, quasi neu motorisiert. Man sollte gar nicht sehen, dass LEDs in der Leuchte das Licht machen.
Jean-Marc da Costa: Erst wenn es vom Licht her sinnvoll ist, gehen wir eine Umstellung überhaupt an. Wir haben die Verbindung aus COB-Modul und Linse als ideale Lösung für uns gefunden. Unsere anfängliche Skepsis ist inzwischen einer Begeisterung gewichen, aber unsere komplexen Produkte machen auch eine lange Entwicklungszeit notwendig.
Manfred Wolf: Für unsere neue Leuchte Central haben wir anfangs mit einer Retrofitlampe geplant, was uns aber nicht zufriedengestellt hat. Die Entwicklung steht da momentan, die gewünschte Lichtstärke haben wir nicht erreichen können. So wird die Leuchte auch eine COB-Lösung bekommen.
Sie sind beide Gestalter – wie läuft da die Zusammenarbeit?
Manfred Wolf: Wir haben beide unsere Entwürfe, an denen wir in der Konstruktion auch gemeinsam arbeiten, aber eigentlich erst eine Leuchte, die wir auch im Entwurf gemeinsam gestaltet haben. Curling wird sie heißen und im kommenden Jahr auf den Markt kommen. An dieser Vitrine für Licht haben wir jetzt ein Jahr lang gearbeitet.
Jean-Marc da Costa: Wir arbeiten auch mit externen Designern zusammen, viele erfolgreiche Leuchten im Programm sind nicht von uns entworfen worden. Sie bekommen aber in der Zusammenarbeit mit uns auch einen "Serien"-Schliff, wenn man das so nennen kann. Dadurch, dass wir selbst Gestalter sind, geben wir diesen Leuchten in der Konstruktion noch zusätzliche Impulse. Insgesamt bekommt die Kollektion so auch immer wieder neuen Input von außen.
Manfred Wolf: Wir wollen pro Jahr jetzt etwa drei Familien von Leuchten neu auf den Markt bringen, was etwas mehr ist als früher. Dazu brauchen wir auch solche Zusammenarbeit.
Haben Sie eine Lieblingsleuchte in ihrer eigenen Kollektion?
Manfred Wolf: Bei mir ist das die Annex.
Jean-Marc da Costa: Mein Favorit ist die Leuchte Slice, deren Überarbeitung wir auch angedacht haben. Den Kopf werden wir dann nicht als sklavische Umsetzung des Bestandes machen, sondern neu auf die LED-Technik bringen.
Wie gehen Sie an das Thema OLED heran?
Manfred Wolf: Bei mir ist das die Annex.Manfred Wolf: Wir schauen natürlich, was es an Innovationen auf dem Lichtmarkt gibt, da diese ja auch das Leuchtendesign treiben. Unser Interesse gilt aber auch und besonders dem Leuchtenkörper und seinem Design, nicht so sehr einer leuch-tenden Fläche, daher ist die LED für uns wesentlich wichtiger.
Vielen Dank für das Gespräch.
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Weitere Informationen und dieses Interview
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HIGHLIGHT - Heft 11/12 2014.
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