Home News Projekte smac Chemnitz: High-tech-Material im Archäologie-Museum

smac Chemnitz: High-tech-Material im Archäologie-Museum

Das ehemalige Kaufhaus Schocken in Chemnitz gilt als Meisterwerk der Moderne: Werkbund-Architekt Erich Mendelsohn entwarf und plante das siebenstöckige Gebäude zwischen 1927 und 1930 für den Warenhauskonzern der jüdischen Gebrüder Schocken. Mit seiner markanten Bandfassade und den konvex geschwungenen Fensterbändern reihte es sich schnell unter die herausragenden Architekturzeugnisse des 20. Jahrhunderts. Seit dem Frühjahr 2014 hat das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz seinen Platz in den berühmten Räumlichkeiten gefunden.
Mit dem Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes waren die Büros Auer Weber aus Stuttgart sowie Knerer und Lang Architekten aus Dresden beauftragt. Die Ausstellungsgestaltung übernahm das Stuttgarter Atelier Brückner. Allen gemein lag der Erhalt der architektonischen Strukturen am Herzen. Gleichzeitig sollte sich der neue museale Charakter größtmöglich entfalten können.

Auf drei Etagen führt das Museum seine Besucher durch rund 300.000 Jahre Menschheitsgeschichte. Eine weitere Etage steht für Sonderausstellungen zur Verfügung. Drei gesonderte Bereiche widmen sich dem Werk Mendelsohns, dem Schocken-Konzern und dessen Gründer Salman Schocken. Über 6.000 Exponate, vor allem archäologische Funde aber auch historische Dokumente und detailgenaue Repliken und Modelle, beleuchten in der ca. 3.000 m2 großen Dauerausstellung die kulturhistorische Entwicklung Sachsens: angefangen bei den Jägern und Sammlern der Altsteinzeit bis ins frühe Industriezeitalter.

Großer Wert wurde auf modernste museale Didaktik gelegt. „Die Besucher erwartet eine spannende Erlebnisausstellung“, erklärt Museumsdirektorin Sabine Wolfram. „Architekten, Grafiker, Lichtplaner und Mediendesigner haben sich mächtig ins Zeug gelegt.“ Die Themen jeder Ebene werden multimedial erlebbar: zum Beispiel durch interaktive Displays und Handläufe oder visuelle oder akustische Bespieglung – es poltert hier, klopft, hämmert und blitzt da. Die erste Ebene etwa widmet sich den klimatischen Veränderungen von Warm- und Kaltzeiten. Besonders eindrucksvoll ist der sogenannte Gletscherraum.

Eiszeit im Gletscherraum

Raumhohe kantig-schroffe „Eisplatten“ aus weißem Mineralwerkstoff umhüllen den Gletscherraum und erzeugen ein authentisches Eiszeit-Ambiente. Eine atmosphärische LED-Beleuchtung der „Eishülle“ sorgt für kühl-bläuliches Licht zur Eiszeit. Passend dazu projiziert ein Beamer Gletscher-Panoramen auf eine Eisplatte, andere sind via Siebdruck mit Informationen zu Temperaturschwankungen während der Kaltzeiten versehen. Horizontal eingelassene Wandvitrinen zeigen Nachbildungen von Bohrkernen und auf einer leuchtenden Erdkugel sind Gletscheraktivitäten animiert.

Mit dem gesamten Ausstellungs- und Vitrinenbau des Museums wurde die Schweizer Firma NÜSSLI beauftragt, die wiederum Rosskopf + Partner als Verarbeitungsspezialisten für Mineralwerkstoff ins Boot holte. Nach den CAD-Plänen von 5D Engineering aus Dresden fertigte Rosskopf + Partner am Standort Hennersdorf und mit modernsten CNC-Maschinen die unterschiedlich geformten Mineralwerkstoffplatten für den Gletscherraum. Zudem zeichnete das Unternehmen für die Koordination der aufwändigen Montage vor Ort verantwortlich.

„Besonders knifflig war es, die abstrakte Installation aus 2,60 m hohen Platten in einem komplett leeren Raum, mit unverputzten Wänden und ohne Bezugspunkte, zu errichten“, erläutert Andre Uhlig, Projektleiter bei Rosskopf+ Partner. „Deshalb wurden spezielle Stahlgestelle angefertigt, an denen Abstandhalter mit Gelenkköpfen befestigt sind. Darauf haben wir die 12 mm dicken Werkstoffplatten versetzt montiert, so dass ihre dreidimensionale Anmutung noch verstärkt wurde.“

Um die dahinterliegende LED-Lichttechnik bei Bedarf warten zu können, sind ausgewählte Platten über verdeckte Magnet-Mechanismen herauslösbar, um problemlos hinter die Eishülle zu gelangen. „Angesichts dieser besonderen Ausgangsbedingungen war die umfassende und präzise Werkplanung besonders wichtig“, betont Uhlig weiter. „Das Team von 5D Engineering hat diese hervorragend vorbereitet.“ Insgesamt 65 m2 des weißen Mineralwerkstoffs haben die Materialexperten von Rosskopf + Partner verarbeitet.

Der Verbundwerkstoff aus ca. 75 % natürlichen Mineralien sowie Acryl und Farbpigmenten eignet sich ideal für den Einsatz im Museum, wo Oberflächen täglich beansprucht und oft gereinigt werden. Aufgrund seiner glatten, porenlosen Oberfläche ist Mineralwerkstoff äußerst hygienisch und pflegeleicht: Schmutz lässt sich ganz einfach mit Wasser oder einem milden Reinigungsmittel entfernen. Kleine Kratzer und Abnutzungserscheinungen können problemlos mit Schleifpapier wegpoliert werden. Darüber hinaus überzeugt Mineralwerkstoff durch seine angenehme Haptik und eine elegante Optik.
Klosterbibliothek – Die Macht des Wissens
Ein weiteres Highlight ist die Klosterbibliothek der Ausstellung. Hier können Besucher in die Welt der frühen Schriftkultur eintauchen. In filigranen und aufwändig klimatisierten Vitrinen sind Reproduktionen von über 800 Jahre alten Schriftstücken und zeittypische Schreibwerkzeuge ausgestellt. An den umlaufenden Wänden erstrahlen abwechselnd historische Schriftzüge aus Chroniken und der Bibel. Dahinter versteckt sich ein ausgeklügeltes System: Um eine möglichst hohe und präzise Leuchtwirkung zu erzielen, kamen hier 4 mm dünne Polycarbonat-Platten zum Einsatz, welche darüber hinaus auch die hohen Anforderungen an den Brandschutz erfüllen.

Mittels eigens angefertigten eloxierten Aluminiumprofilen wurden die Platten von Rosskopf + Partner ebenfalls auf vorgelagerte Stahlgestelle montiert. Die Schriftzüge sind rückseitig mithilfe einer geplotteten Folie angeklebt. Eine dynamische Hinterleuchtung macht nun abwechselnd verschiedene Schriftblöcke sichtbar. Damit die Ausleuchtung punktgenau und präzise erfolgt, hat Rosskopf + Partner weiß gepulverte Blechprofile montiert, welche die verschiedenen Textkörper abschirmen.
Rosskopf + Partner - www.rosskopf-partner.de
Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz - www.smac.sachsen.de
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