Mit Arbeiten gleich mehrerer Künstlerinnen und Künstler ist das Roemer- und Pelizaeus-Museum einer der Orte des Lichtkunstfestes. Neben den Räumen, die täglich für die Besucher geöffnet sind, werden auch Teile des Museums aufgeschlossen, die schon lange nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich waren. Vollkommen abgedunkelte Bereiche stehen hohen, mit großer Fensterfront versehenen Räumen gegenüber, in denen die Künstler überraschende Lichtinstallationen zeigen.
Eine weitere Station ist etwa die St.-Andreas Kirche, die gleich mit zwei besonderen Projektionen bespielt wird: Der in Polen geborene Künstler Marek Radke entwickelt ein UV-Licht basiertes Konzept für ein dreidimensionales Lichtbild, das genau in die Versöhnungshalle der Kirche passt. Lichtgestalterin Ghiju Díaz de León aus Mexiko fertigt für die Westfassade des St.-Andreas- Kirchturms eine Projektion, die die Geschichte und Architektur des Ortes aufgreift.
Auch der Raum über der ehemaligen mittelalterlichen Wasserversorgung der Stadt, der sogenannten Sültequelle, ist einbezogen. Lena Weisner, Studentin der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), inszeniert dort lichttechnische Phänomene und lässt so mit Oberflächen, Farben und Formen neue Bilder entstehen.
Das Kuratorenteam – Prof. Dr. Bettina Catler-Pelz, Dozentin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, und Klaus Wilhelm von Hildesheim Marketing – realisiert mit den Lichtungen Kunst im öffentlichen Raum. Sie thematisieren die Stadt nicht nur als geografischen Ort, sondern sehen die Installationen als temporäre Verbindung von technischer Innovation und ästhetischer Reflexion.
Vor allem das Spannungsfeld von Tradition und Transformation, das „Kontinuum“, spielt dabei eine wichtige Rolle. Künstler und Künstlerinnen, die sich mit Räumen und Situationen auseinandersetzen, entwickeln eine besondere Aufmerksamkeit für vorgefundene Details, Zusammenhänge und Atmosphären. Die Analyse dieser Zusammenhänge bildet an dem jeweiligen Ort eine eigene Sprache und die Fundstücke werden als Ansatz- und Ankerpunkte zu Bindegliedern zwischen der Alltagssituation des Ortes und der künstlerischen Bearbeitung. Dabei erweist sich Licht als versatiler Werkstoff, der glimmt, schimmert, leuchtet, strahlt, abbildet und blendet. Im Spiel mit den verschiedenen Reflexionsoberflächen wie Staub, Nebel, Wasser, Stein und Landschaft streift es, wabert, formt Gespinste, zeigt Bilder und bildet Räume.
In den letzten Jahren ist Kunst im Stadtraum zum Teil der „Urban Performance“ geworden. Kunst für eine breite Öffentlichkeit ist keine Provokation mehr, sondern ein Ziel; Interventionen im öffentlichen Raum sind keine Konfrontationen mehr, sondern erwünscht; und partizipative Strategien sind nicht mehr „bottom-‐up“, sondern Teil von Stadtentwicklung und Stadtmarketing.
Lichtungen – Internationales Lichtkunstfest EVI Hildesheim ist mit zahlreichen Institutionen und Partnern vernetzt. Neben den Welterbekirchen St. Michaelis und Dom sowie den beiden großen Museen sind weitere Kirchen eingebunden. Auch den Kunstverein Hildesheim und den Kunstraum 53 bezieht das Lichtkunstfest mit ihren Programmen ein. Der Einzelhandel mit Orten wie der Arneken Galerie oder dem Modehaus Kressmann schafft Platz für zeitgenössische Kunst. Die Universität Hildesheim und Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst haben bereits in den vergangenen Monaten Projekte initiiert und entwickelt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden sie zu den Lichtungen umsetzen. Aus der Kooperation mit dem Lichtlabor der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HbK) und dem Goethe-‐Institut Tunesien gehen ebenfalls Arbeiten hervor.
Begleitend zu den Lichtungen lädt „HUB LICHTUNGEN“ – ein internationales Treffen von Künstlern, Kuratoren und Produzenten – am Freitag, 30. Oktober und am Samstag, 31. Oktober, zum Austauschüber das Thema „Licht in der Bildenden Kunst“ in die HAWK ein.Die Lichtungen bilden den strahlenden Abschluss des Stadtjubiläums „Hildesheim 2015“ und sind Teil des von der UNESCO ausgerufenen Internationalen Jahrs des Lichts.Das Internationale Lichtkunstfest EVI Hildesheim ist von Donnerstag, 29. Oktober bis Sonntag, 1. November, jeweils von 18 bis 24 Uhr frei zugänglich oder kann in Führungen entlang des Lichtkunstparcours erkundet werden.
Titelsponsor von LICHTUNGEN – Internationales Lichtkunstfest EVI Hildesheim ist die EVI Energieversorgung Hildesheim. „Wir engagieren uns selbstverständlich gerne als Sponsor des Lichtkunstfestes. Schließlich sind Licht und Energie zentrale Themen der EVI“, so Michael Bosse-Arbogast, Geschäftsführer der EVI Energieversorgung Hildesheim.
Zum „Light-Night-Shopping“ am Freitag, 30. Oktober, öffnen die Geschäfte der Innenstadt bis Mitternacht.