Depressionen sind zur Volkskrankheit geworden: Laut aktueller WHO-Schätzung sind weltweit rund 300 Millionen Menschen erkrankt. In Deutschland leiden etwa 5,3 Millionen Menschen an einem depressiven Syndrom. Eines der Symptome können Aufmerksamkeitsstörungen sein, die nicht nur Lebensqualität und Produktivität der Betroffenen erheblich mindern können, sondern auch eine erfolgreiche Behandlung beeinträchtigen. Dort setzen Polaravior aus Halle (Saale) und das Fraunhofer AWZ in Soest an: Es ist die Entwicklung einer LED-Leuchte beabsichtigt, die genau auf die Patienten abgestimmtes Licht emittiert. Damit soll die Aufmerksamkeit in Therapiesituationen und der Erfolg der Behandlung gesteigert werden.
Dass Licht unser Wohlbefinden beeinflusst, ist in der Medizin hinlänglich bekannt. So gilt die Lichttherapie als Behandlung erster Wahl bei saisonal abhängiger Depression. Durch Lichtreize erfolgt eine natürliche Energiefreisetzung im menschlichen Auge, die mit einer temporären energetischen Aktivierung innerhalb des Körpers einhergeht. Diesen Effekt möchten die Projektpartner zur Unterstützung der grammatikalischen Umstrukturierung nutzen, einer Methode der computergestützten psychischen Selbstschulung, die es Erkrankten ermöglicht, in Eigenbehandlung wirksam gegen negative Kognitionen und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten als depressive Symptome anzugehen.
"Mit dem Ansatz der grammatikalischen Umstrukturierung kann dann das Grübeln aus dem Denken herausgenommen werden, auch ohne Mitwirken eines Psychotherapeuten. Statt negativer Kognition vermitteln Patienten in einer Selbstschulung positive Ziele an ihr Gehirn. Je höher die Aufmerksamkeit dabei ist, desto schneller können die gesetzten Ziele erreicht werden. Licht kann dazu ganz entscheidend beitragen", sagt Dr. Simone Hajek-Glöckner, Geschäftsführerin der Polaravior® UG.
Das Besondere dabei: Jeder Patient bekommt das Licht, das für ihn am besten zur Steigerung der Aufmerksamkeit geeignet ist.
"Wir möchten ein entsprechendes Aktivierungsmodul entwickeln, in dem eine LED-Leuchte und Filter integriert sind. So wird eine individuelle Helligkeit und Farbwahrnehmung des Lichts möglich, die Wellenlänge kann im Bereich zwischen 550 nm und 610 nm angepasst werden", sagt Prof. Dr. Stefan Schweizer, Leiter des Fraunhofer AWZ Soest. Ein Armband misst die Herzfrequenz und steuert passend zum Patienten die individuellen Impulse des Lichtes. Ein erster Prototyp soll im Frühjahr 2019 fertiggestellt und in einer anschließenden Studie die Wirksamkeit dokumentiert werden.
Fraunhofer-Anwendungszentrum Soest - awz-soest.fraunhofer.de
Dr. med. Simone Hajek-Glöckner - www.dépression.de