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Tobias Grau: "Impulse für das Leuchtendesign"

Steckbrief
Tobias Grau wurde 1957 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft in München geht er 1983 nach New York an die Parson School of Design mit anschließendem Praktikum in der Entwicklungsabteilung von Knoll International in Pennsylvania. 1984 beginnt Tobias Grau als selbstständiger Designer in Hamburg mit innenarchitektonischen Arbeiten für Büros von Agenturen sowie kleineren Firmen und von Modegeschäften. Für diese Einrichtungen entstehen auch eigene Entwürfe für Leuchten und Möbel, die mit speziellen Handwerksbetrieben für diese Einrichtungen realisiert werden.
Aus dieser Arbeit entwickelt Tobias Grau die erste Leuchtenkollektion, die 1987 unter eigenem Namen auf der Möbelmesse in Köln vorgestellt wird. Die Entwicklung neuer Leuchten und Lichtsysteme wird zu seiner Hauptaufgabe. Hinzu kommen die Katalog-, Shop- und Messestandgestaltung für die eigene Marke. Für das Tobias Grau Firmengebäude, welches 1998 am Stadtrand von Hamburg fertiggestellt wird, entwirft Tobias Grau die Innenarchitektur.
Es ergibt sich die Möglichkeit, neben den Möbeln alle Leuchten speziell für dieses Gebäude neu zu entwickeln, und in weiten Teilen auch in die Kollektion mit aufzunehmen. Neben Leuchten für den Wohnbereich entstehen zunehmend auch Leuchten für den Projektbereich, insbesondere für die Bürobeleuchtung, welche 2002 auf den Markt kommen und 2006 durch die GO XT Linie erweitert werden. Zu den bekanntesten Leuchten der Tobias Grau Kollektion gehören Tai, Bill, George, Soon, Oh China. Die Leuchten werden mit zahlreichen Designpreisen ausgezeichnet.
Tobias Graus neueste Entwürfe sind das Schalterprogramm XT PLUG&DIM, Leuchten mit LED und Energiesparleuchtmitteln für den technischen- und den Wohnbereich sowie ein neues Schirmleuchtenprogramm. Zunehmend beschäftigt sich Tobias Grau auch wieder mehr mit der Innenarchitektur, d. h. der Entwurf von gesamtheitlichen Bürokonzepten – vom Raumprogramm über Teppiche und Möbel bis hin zum Licht. Eines der Projekte war die Innengestaltung und Beleuchtung des Astraturms in Hamburg mit 18 Stockwerken. Daraus hervorgegangen ist auch das neue Möbel- und Teppichprogramm Table und Carpet TG1.

Herr Grau, der Lichtmarkt macht auf Außenstehende momentan den Eindruck, dass sich alles um das Thema LED dreht. Sehen Sie das genauso?

Tobias Grau: Für Außenstehende mag das so aussehen, aber im Detail betrachtet ist es noch lange nicht so, dass die LED alle anderen Leuchtmittel verdrängt oder überhaupt verdrängen kann. Das wird noch einige Zeit dauern.

Wie schätzen Sie persönlich die Möglichkeiten der LED ein?

Tobias Grau: Es ist zur Beurteilung der neuen Lichtquelle LED wichtig, sich einige Grundlagen ins Gedächtnis zu rufen. Eine LED macht nämlich nicht grundsätzlich ein besseres Licht als eine herkömmliche Lichtquelle, schon allein deshalb, weil LED nicht gleich LED ist. Die Leistungsparameter der LED variieren je nach Hersteller, innerhalb der Produktgruppen eines Herstellers dazu noch weiter. Dies muss man beim Design und der Auswahl der LED berücksichtigen.
Dazu kommt dann, dass momentan noch die effizienteren LED das schlechtere Licht machen. Gute Farbwiedergabe und wohnlichere Lichtfarbe wird nur durch Verzicht auf Effizienz erreicht. Ein großer Vorteil von LED ist es aber, dass sie viel zielgerichteter als etwa Leuchtstofflampen eingesetzt werden können. Nur über die smarte Berücksichtigung dieser Tatsache bei der Leuchtenkonstruktion ist der nach wie vor bestehende Nachteil von Lumen pro Watt, also der Energieeffizienz, bei LED-Leuchten wettzumachen.

Wie kann der Endkunde denn so etwas erkennen?
Tobias Grau: Zuerst einmal gar nicht. Dazu ist es zwingend notwendig, dass der Hersteller einer Leuchte Angaben zur Lichtqualität einer LED Leuchte macht, was momentan auch noch nicht oder nur rudimentär erfolgt. Nur dann ist es für den Endkunden möglich, einen Vergleich zu machen.


Nachdem die LED sich in einigen Nischen bisher gut etabliert hat, beginnt die Technik jetzt auch, den professionellen Bereich bei der Allgemeinbeleuchtung anzugreifen. Wie stehen Sie dazu? 
Tobias Grau: Eine LED-Büroleuchte ist ökonomisch und ökologisch nur rechenbar – im Vergleich zur heute üblichen Bürobeleuchtung mit Leuchtstofflampen –, wenn das Lumenpaket, also die Gesamtleistung der Leuchte, ausreicht, um mit einer Leuchte zwei Arbeitsplätze normgerecht auszuleuchten. Etwa zum nächsten Herbst wird man da von der Effizienz zwischen LED und Leuchtstofflampen vergleichbar sein. Als Ergebnis bekommt der Nutzer heute bereits neben einer annähernd gleichen Lichtmenge mit hochwertigen LED ein vollkommeneres Farbspektrum und damit besseres und gesünderes Licht, insbesondere am Arbeitsplatz.



Wie breit sehen Sie momentan die Möglichkeiten im Einsatz bei der Bürobeleuchtung?

Tobias Grau: Vergleicht man beide Techniken, sind LED-Leuchten
in der Anschaffung wesentlich teurer, der Leuchtmittelwechsel alle paar Jahre entfällt aber, die Wartungskosten sind somit geringer. Auch das Abfallaufkommen ist dadurch geringer. Eine konkrete Amortisationszeit der Mehrinvestition anzugeben ist zum heutigen Zeitpunkt allerdings nicht wirklich möglich. Man muss also momentan als Nutzer den Willen haben, in die Zukunft zu investieren. LED ist die Zukunft – man kauft also die Leuchte der Zukunft. Trotz des besseren Lichts aus der LED-Leuchte wird dieses Licht zum jetzigen Zeitpunkt also eher von denen eingesetzt, die auch Außenwirkung durch die LED-Technik transportieren möchten.

Ist es beim Einsatz beim Endkunden, also dem Verbraucher, anders?
Tobias Grau: Auch für die Designleuchten geht es bei den LED momentan eher um die im Marktingjargon Early Adopter genannten Erstkäufer. Durch die fantastischen LED mit einem glühlampenähnlichen Licht wird die LED Technik sich jedoch in jedem Fall durchsetzen – insbesondere im privaten Bereich, da man nun Strom sparen kann – bis zu 70 % im Vergleich zur Glühlampe –, ohne schlechteres Licht wie bei Energiesparleuchten hinnehmen zu müssen.

Sehen Sie da einen reibungslosen Übergang?
Tobias Grau: Grundsätzlich schon, es wird nur noch ein wenig dauern. Gefahr für die Technik besteht durch erste, kaum sinnvolle Ersatzprodukte, die ebenfalls früh auf den Markt kamen und noch kommen und die den Markt verunsichert haben. Durch die noch weitgehende Unkenntnis der Verbraucher und die dadurch mögliche bewusste wie unbewusste Falschinformation oder Nichtinformation durch Hersteller und Presse ist dies für die Akzeptanz von LED-Licht schädlich. Insgesamt betrachtet wird es aber dazu kommen, dass der heutige Verbraucher nicht mehr nach „Watt“ fragt und danach auf die Leistung schließt, sondern umgekehrt sagt: „So viel Licht mit so wenig Strom – das ist ja toll!“

Im Leuchtendesign hinterlässt die LED ebenfalls ihre Spuren. Welche Haupttrends sehen Sie dort?


Tobias Grau: Insgesamt sehe ich drei Haupt-Designrichtungen. Mit LED kann man jetzt ein Leuchtendesign mit Formen, Materialien und in Größen realisieren, die mit herkömmlichen Lichtquellen nicht möglich waren. Unsere Leuchte Falling und weitere daraus erwachsene Leuchten wie die Falling in Love sind erst durch die LED möglich geworden.
Als zweite Richtung kann man bezeichnen, dass bestehende Leuchten für LED neu konzipiert werden, um etwa den Stromverbrauch zu senken und/oder die Lichtqualität zu erhöhen. Zur Messe in Frankfurt stellen wir dazu Leuchten aus unserem Büroleuchtenprogramm vor, die XT-A, und auch unsere Tischleuchte Bill haben wir entsprechend überarbeitet.
Und drittens kann man alte Themen, also konventionelle Leuchtentypen, wie die gute alte Schirmleuchte mit neuste LED-Technik bauen –kaum Stromverbrauch, kaum Wärmeentwicklung, tolles Licht!

Herr Grau, vielen Dank für das Gespräch.

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Fotos: Martin Typke

http://www.Tobias-Grau.de

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