Für die Luminale 2020 wird der japanische Lichtkünstler Yasuhiro Chida eine Installation erarbeiten, die absolute Dunkelheit voraussetzt. Die Suche nach einem geeigneten Raum stellte das gesamte Festival-Team vor einige Herausforderungen, denn neben der Lichtundurchlässigkeit war auch eine gewisse Größe nötig. Mit dem Felsenkeller der einstigen Röderberg-Brauerei ist dieser Ort nun gefunden. Das röhrenförmige Kellergewölbe ist über 150 Jahre alt. Zum Teil tief in den Felsen am Hang des Röderbergwegs hineingeschlagen, bietet es einen absolut lichtdichten Raum für Yasuhiro Chidas Vorhaben. Wo einst Biere lagerten und später die Diskothek O25 zu Hause war, wird ein außergewöhnliches Kunstwerk erfahrbar werden.
Yasuhiro Chida wurde 1977 in Japan geboren. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit der Interaktion von Mensch und Umwelt. Besonders interessiert ihn, wie Menschen ihre Umgebung sensorisch wahrnehmen. Inspiration findet er bei Ausflügen in die Natur, beim Bergsteigen und beim Hinabklettern in tiefe Höhlen. Die hierbei gesammelten Eindrücke verarbeitet Chida in seinen Werken. Mit oft ausgesprochen simplen Mitteln schafft der Lichtkünstler beeindruckende künstlerische Erlebnisse. Chida hat große Installationen auch im öffentlichen Raum sowie in der Natur geschaffen. Seit 2015 werden seine mehrfach preisgekrönten Arbeiten zunehmend auch in Europa ausgestellt. Chida nahm am Amsterdam Light Festival teil, einem der weltweit bekanntesten Lichtfestivals. Er war Finalist des International Light Art Award 2019, der vom Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna mitinitiiert wurde, und zählt nach Artdex 2019 zu den neun besten Lichtkünstlern der Welt.
"Raumbewusstsein" als zentrales Thema
Für die Luminale wird Yasuhiro Chida im ehemaligen Brauereikeller in der Ostparkstraße ein feines, dreidimensionales Netz aus kilometerlangen, transparenten Nylonfäden knüpfen. Den Rest dieser poetischen Intervention besorgt eine einzige, präzise gesetzte Lichtquelle, die in absolute Dunkelheit fallen wird. "Man wird umgeben sein von mehreren Tausend winzigen Lichtpunkten, die sich im Raum bewegen", erklärt Yasuhiro Chida sein Vorhaben. Diamantstaub nennt sich das Naturphänomen, das an eisigen, klaren Tagen zu beobachten ist, wenn tausende kleinster Nadeln aus Eis vom Himmel auf die Erde schweben.
Yasuhiro Chida beschäftigt sich in seinen Arbeiten häufig mit der Frage, wie Raum durch künstlerische Eingriffe sicht- und erfahrbar gemacht werden kann. "Ich glaube, dass Raum selbst Schönheit besitzt", erklärt der Lichtkünstler. "Allerdings ist Raum weder sichtbar noch berührbar. Licht ist das reinste Material, das den Raum greifbar machen kann. Wenn dessen Dichte so unendlich gering ist, bis zu dem Punkt, an dem Menschen eine Art von Existenz fühlen können, verliert das Material seine Materialität und bleibt nur noch als Qualität und Raum erhalten. Die Menschen fühlen sich, als wären sie von Tausenden von Lichtpartikeln umgeben."