Ein Besonderheit der limitierten Jubiläumsedition von Midgard: Thonet, das traditionsreiche und für seine Stahlrohrarbeit aus der Bauhaus-Zeit bekannte Möbelunternehmen, konnte als Kooperationspartner gewonnen werden und stellt die charakteristische Peitschenform der Leuchte aus gebogenem Stahlrohr für die limitierte Edition her. Sorgsam wurden sämtliche Teile nach dem lenkbaren Ursprungsentwurf erforscht und rekonstruiert, um das Modell exakt so zu produzieren, wie es den Materialien und Fertigungstechniken der 1920er-Jahre entspricht. Ihren metallischen Glanz erhalten die konstruktiven Teile durch Vernickelung, Schrauben werden gedreht und gerändelt, der Kopfisolator aus schwarz glasiertem Porzellan hergestellt. Aus dieser Kombination resultiert die herausragende technische und optische Eleganz. Im Anschluss an die limitierte Version ist ein Serienmodell der TYP 113 in Planung.
Der Ursprung der "Peitschenleuchte"
Charakteristische Form – innovative Konstruktion: Für Curt Fischer, der die Marke Midgard im thüringischen Auma 1919 gründete, spielte dieses Modell eine besondere Rolle. Seine Entwürfe waren zunächst zur flexiblen Beleuchtung einzelner Fabrikarbeitsplätze gedacht. Mit der "Midgard-Tischarm Nr. 113" – heute TYP 113 – gelang ihm eine bahnbrechende Entwicklung eines modernen Universalprodukts, das den individuellen Ansprüchen sowohl von Wohn- als auch von Arbeitswelten entsprach.
Die mit geringem Kraftaufwand und nur einer Handbewegung einstellbaren Gelenke, mit denen sich der Entwurf ideal ausrichten lässt, standen im Fokus der Innovation. Eine Veröffentlichung datiert den ersten Entwurf auf das Jahr 1922. Ein Jahr darauf erhielt die Leuchte ihren charakteristischen Peitschenschwung, den auch die Reedition kennzeichnet. Am Bauhaus Dessau fand das Leuchtenmodell ab 1926 täglich Verwendung: in den Ateliers und Werkstätten, Wohnungen, Meisterhäusern und im sogenannten Preller-Haus der Studierenden. Kreative aus Film, Theater, Architektur und Kunst nutzten die Midgard-Leuchte, die bald auch in den wichtigsten Architekturausstellungen zu sehen war.
Von der Weißenhof-Siedlung und der begleitenden Ausstellung "Die Wohnung" in Stuttgart (1927) über die Breslauer "Wohnung und Werkraum" (1929) und die Pariser Präsentation des Deutschen Werkbunds (1930) bis zur "Deutsche Bauausstellung" in Berlin (1931). Als Walter Gropius, Hannes Meyer und Lyonel Feininger zunächst das Bauhaus und bald auch Deutschland verließen, nahmen sie ihre "Midgard Nr. 113" mit. Meyer transferierte sie nach Russland, Gropius nach Lincoln, Massachusetts, und Feininger nach New York. Laszlo Moholy-Nagy beleuchtete mit ihr sogar seinen Direktoren-Schreibtisch im New Bauhaus in Chicago – historische Bilddokumente zeugen davon. Und selbst Jahrzehnte später begeisterte sich der zeitgenössische Künstler Donald Judd für Midgard-Leuchten und installierte eine "Midgard Nr. 114" – die zweiarmige Schwester der 113 – im Architecture Studio in Marfa, Texas. Mit ihren fein ausgearbeiteten Details erinnert die TYP 113 an das Zeitalter mechanischer Industrieproduktion und ist heute so aktuell wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts.