Der von Jens Bothe, Kai Richter und Hadi Teherani (damals BRT Architekten) entworfene, siebengeschossige Bürokomplex reiht sich ein in eine Riege beeindruckender, oft wuchtiger Gebäude, die kubische Architektur mit Glas und interessanter Formensprache verbinden und gewissermaßen ein Markenzeichen des Trios sind. Das 2003 fertiggestellte Atrium Plaza steht in unmittelbarer Nachbarschaft zu vielen anderen bedeutenden Adressen der Finanzmetropole Frankfurt. Doch nach gut 13 Jahren entschied der Bauherr, die Deka Immobilien Investment GmbH, es zu revitalisieren und anders zu nutzen.
Von einem Mieter zu vielen Mietern
Nach Beendigung des Mietverhältnisses durch den bisherigen Nutzer, einem Finanzdienstleister, bot sich dem Bauherrn die Möglichkeit, das Gebäude umzugestalten: Künftig sollte es nicht mehr einen einzigen Mieter dienen, sondern als imposantes, repräsentatives Bürohaus für mehrere Parteien ausgelegt sein. Die Deka beauftragte daher 2014 mehrere renommierte Architektenbüros, Studien zur geplanten Umgestaltung vorzulegen.
Durchsetzen konnte sich dabei das in Maintal am Main ansässige Architekturbüro Pischulti + Münchenberg. "Unser Entwurf bot ein breites Spektrum an verschiedenen Maßnahmen, die einander ergänzen und gewissermaßen wie aus einem Baukastensystem ausgewählt werden konnten", sagt Architekt Jan Münchenberg im Rückblick. "Im Fokus des gesamten Projekts stand dabei für uns immer die Frage: Wie steigern wir die Attraktivität des Objektes, um es für neue Mieter interessant zu machen?"
Ein Ort zum Sehen und Staunen
Bislang war das Gebäude voll und ganz auf die Anforderungen des bisherigen Mieters zugeschnitten. Hohe Sicherheitsvorkehrungen prägten bis dato das Erscheinungsbild des Atrium Plaza. Der eingeschossige Eingang wirkte klein, kompakt und geradezu unscheinbar: eine "dunkle Luke", sagt Münchenberg. Der Bau war zwar repräsentativ, dabei jedoch verschlossen. Er vermittelte Sicherheit und Diskretion – ein Besucher konnte dort nicht einfach hineinspazieren. Das Entrée offener und einladender zu gestalten, war daher die vielleicht wichtigste Umbaumaßnahme.
Gelungen ist dies unter anderem mit einem beeindruckenden Lichttunnel, der sich mit mehr als sechs Metern Höhe über zwei Stockwerke erstreckt. Decke sowie Seitenwände sind dabei auf voller Länge von 16 Metern mit spektakulären Lichtwänden ausgestattet. Die LED-Technik, die sich dahinter verbirgt, stammt von der Endlight Lichtobjekte GmbH. Dieses Unternehmen hat sich auf die Umsetzung individueller, besonderer Lichtsysteme spezialisiert und realisiert auch komplexe, großflächige Projekte.
Gleichmäßig, dezent und blendfrei
Die rechteckige Form des neuen Eingangsbereichs greift die klaren Linien der Fassadengestaltung auf und führt sie konsequent weiter. Die eigentliche gläserne Eingangstür befindet sich erst in der Mitte des Lichttunnels, so dass das Atrium in gewisser Weise ständig geöffnet ist – und bei Dunkelheit kommt es besonders gut zur Geltung. Die Tunable White LED-Technik bietet die Möglichkeit, verschiedene tageslichtähnliche Beleuchtungen einzustellen: von kaltweiß bis warmweiß sind hier mehrere Nuancen möglich.
Diese spezielle Lichttechnik erzeugt eine angenehme Atmosphäre. Das Licht strahlt von allen Seiten gleichmäßig, dezent und blendfrei. Paneele aus milchig-weißem, blickdichtem Sicherheitsglas verdecken die hochwertigen, darunter liegenden Leuchtkomponenten. Gerade Linien in unterschiedlichen Grau-Abstufungen innerhalb der gläsernen Paneele sind ein weiterer Bezug zur Architektur des Plaza. Der neue Eingangsbereich verleiht dem Komplex Lebendigkeit. Das Gebäude ist wahrnehmbarer geworden, es strahlt regelrecht nach außen, zieht die Menschen an und lädt zum Stehen, Staunen und Durchgehen ein.
Ein Marktplatz, der den Bau erschließt
Dieser Anspruch setzt sich im Inneren fort. Im neu gestalteten Herzen des Plaza – dem namensgebenden Atrium – öffnet sich der gesamte Bau den Besuchern. Der gläserne Innenhof gleicht einer luftigen Halle mit hunderten von Fenstern ringsum. Der siebengeschossige Gebäudekomplex ist durchzogen von kleinen Gärten, Terrassen, einladenden Sitzgelegenheiten und einem bewusst gesetzten Wechselspiel von Tageslicht und künstlicher Beleuchtung.
Wenn Architekt Jan Münchenberg über diesen Bereich spricht, ist ihm die Begeisterung deutlich anzumerken. "Im Inneren wollten wir einen Kontrast zur Außenfassade herstellen, um die Ernsthaftigkeit des Baus aufzuweichen. Die neuen Elemente beleben die bis dato rigide Architektur. Dieses Atrium ist wie ein großer Marktplatz; die Halle ist die Haupterschließung für das gesamte Gebäude."
Wie eine leuchtende Wolke
Von der vormals dunklen, wuchtigen Verschlossenheit des Gebäudes ist im Inneren nichts mehr zu spüren. Dazu haben weitere maßgebliche Änderungen beigetragen, wie etwa das Café mit seinem warmen Holzboden und den Akustikelementen. Hier hat der Architekt mit einigen verschieden großen Ringleuchten von Endlight gearbeitet, die den Bereich in ein sanftes, warmweißes Licht tauchen. Ihre runde Formgebung stellt einen gelungenen Kontrast zu den strengen Linien des Plaza dar.
Mit der Installation einer großen, geschwungenen Deckenleuchte über dem Empfangsbereich hat der Umbau des Atrium Plaza seinen Abschluss gefunden. "Sie war ursprünglich nicht vorgesehen", verrät Jan Münchenberg. Doch den Mitarbeitern war der Bereich zu offen, zu exponiert in der großen Halle. Zudem fiel die kalte Raumluft ungehindert hinab; es war zugig und kühl. Das Lichtsegel, das heute wie eine Wolke aus Licht über dem Tresen schwebt und der Form des Empfangsschalters entsprechend extra angefertigt wurde, hat somit nicht nur eine optische, sondern auch eine klimatische und psychische Wirkung.
Das Spiel mit verschiedenem Licht
Mit einem Volumen in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags zählen Pischulti + Münchenberg den Umbau des rund 25.000 m² großen Gebäudes zu ihren größeren Projekten. Das neue Atrium Plaza hat nichts von seiner beeindruckenden Präsenz verloren. Im Gegenteil: Die strenge Bauweise geht nun gekonnt mit einer einladenden, offenen Gestaltung einher. Ein Konzept, das sowohl vom Bauherrn als auch von den neuen Mietern gut angenommen wird.
Maßgeblich dazu beigetragen hat das Spiel aus Transparenz und Tageslicht auf der einen sowie einer ausgesuchten, künstlerischen Beleuchtung auf der anderen Seite. Sie in der Form umzusetzen, wie es nun im Atrium Plaza gelang, ist kein leichtes Unterfangen: Das Zusammenspiel verschiedener Gewerke erfordert ein Höchstmaß an Präzision nicht nur bei der Planung, sondern auch bei der Umsetzung. Dass jedoch Architekten in ihren Projekten mehr und mehr solche Lichtelemente einsetzen und dabei auf erfahrene Partner wie Endlight zurückgreifen, ist für Jan Münchenberg ein willkommener Trend: "Ich beobachte, dass die Bedeutung von Licht als einem gestalterischen Element zunimmt."