Der vergoldete, im Durchmesser 1,46 Meter messende Kupferstern wurde am 15. Oktober 1860 vom damaligen Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner eigenhändig auf den höchsten Punkt des seinerzeit noch unvollendeten Kölner Domes gesetzt. Dort auf der Kreuzblume des Vierungsturms, der den Raum markiert, in dem Lang- und Querhaus sich schneiden, sitzt der 19-zackige Stern noch heute in 109 Metern Höhe. Denn genau darunter, so war es im Mittelalter geplant, sollte der Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 nach Köln gebracht hatte, platziert werden. Zwar befindet sich das kostbare Reliquiar nun einige Meter weiter ostwärts an zentraler Stelle hinter dem Hochaltar im Chorraum, doch der Stern als Wegweiser ist heute noch so bedeutsam wie vor über 2.000 und vor 160 Jahren.
Dompropst Monsignore Guido Assmann:
"Mit diesem kleinen Akzent möchten wir die weihnachtliche Botschaft auf besondere Weise sichtbar machen. Der leuchtende Stern über dem Dom kündet davon, dass Jesus, das Licht der Welt, Mensch geworden ist. Zugleich soll der illuminierte Stern uns in diesen herausfordernden Zeiten trösten und Mut machen. Er soll uns dazu aufrufen, zusammenzustehen, aufeinander Rücksicht zu nehmen und hoffnungsvoll ins neue Jahr zu blicken."
Realisierung
Das Lichtplanungsbüro Licht Kunst Licht AG mit Sitz in Bonn, Berlin und Barcelona, das derzeit die neue Fassadenbeleuchtung des Domes plant, entwickelte die Idee, den Stern von Bethlehem in der Weihnachtszeit zu beleuchten und setzte die Planung und Durchführung dieser temporären Installation als Geschenk an alle Bürgerinnen und Bürger um.
Prof. Andreas Schulz, CEO Licht Kunst Licht AG:
"Wir freuen uns sehr, den Kölnern ein Geschenk machen zu dürfen und dazu beizutragen, die anstehenden Festtage in diesen herausfordernden Zeiten zu erhellen. Die besondere Illumination des Sterns von Bethlehem stellt für uns kein gewöhnliches Projekt dar – wir möchten den Menschen damit vor allem Hoffnung und Optimismus für die Zukunft geben. Darüber hinaus schätzen wir das Vertrauen und die Zusammenarbeit mit der Hohen Domkirche Köln sowie mit der Rhein Energie bei der Erarbeitung des neuen Lichtkonzeptes für die Außenbeleuchtung des Kölner Doms."
Um den Stern von Bethlehem erstmals in der langen Geschichte des Domes deutlich heller als die Kathedrale leuchten zu lassen, wurden vier lichtstarke Scheinwerfer in etwa 70 Meter Entfernung quasi unsichtbar installiert. Zwei davon befinden sich im Inneren der beiden Haupttürme, die beiden anderen direkt hinter der Giebelwand auf Höhe der Traufen des nördlichen und südlichen Querhauses.
Zu sehen sein wird der als temporäre Installation angestrahlte Stern von Bethlehem von Heiligabend (ab 19.15 Uhr) bis zum Ende der liturgischen Weihnachtszeit, dem Fest der Taufe des Herrn, am 10. Januar 2021 täglich von 16.00 bis 8.00 Uhr.
Domnahe Standpunkte mit guter Sicht sind der Roncalliplatz, der Bahnhofsvorplatz, der Heinrich-Böll-Platz, die Deutzer Brücke und am Rheinboulevard an der Deutzer Promenade.
Bau- und kunstgeschichtliche Hintergründe
Schon auf den frühesten mittelalterlichen Kölner Stadtansichten war der Dom, der zur Anbetung der Gebeine der Heiligen Drei Könige gebaut wurde, mit einem zweidimensionalen vergoldeten Stern gekennzeichnet. Dieser befand sich zunächst hoch oben am Giebel einer provisorischen Trennmauer zwischen dem 1322 geweihten Domchor und der Baustelle des Lang- und Querhauses, später auf dem Giebel einer neuen, ebenfalls nur provisorisch errichteten Trennwand zwischen den Türmen. Gut geschützt in der komplexen Dachlandschaft des Domes überdauerte er dort bis heute. Der 1860 aufgesetzte Vierungsturm sollte, wie bei anderen mittelalterlichen Großkirchen, das Profil des Domes aufwerten. Für mehr Gewicht als das eines früheren Dachreiters waren die darunterliegenden Pfeiler jedoch nicht ausgelegt, so dass statt Stein eine filigrane Eisenkonstruktion mit neugotischen Dekorationen realisiert wurde. Der Kupferstern auf der Spitze des zu der Zeit höchsten Turms des Domes übernahm dabei die Botschaft des historischen Sterns an der provisorischen Giebelwand.
Im 2. Weltkrieg wurde die detailreiche Zinkverkleidung des Vierungsturms mit Wasserspeiern, Maßwerken und Fialen stark beschädigt, der eiserne Unterbau dagegen hatte kaum Schaden genommen. Von 1961 bis 1973 erhielt er seine bis heute erhaltene anachronistische Verkleidung im Stil des Art Déco mit einem markanten Kranz aus acht Engelsfiguren an der Basis des Turmhelms. Der den Turm bekrönende Stern wurde im Rahmen dieser Maßnahmen abgenommen, restauriert und nach einer Feuervergoldung 1966 originalgetreu wieder an seinen Platz auf der kupfernen Turmspitze gesetzt.
Der Stern von Bethlehem wird hier nicht als Schweifkomet dargestellt, sondern als plastischer Körper auf der Basis eines Ikosaeders (Zwanzigflächner), der mit 19 Zacken (plus Halterung) eine außergewöhnlich reizvolle Geometrie aufweist.
Dombaumeister Peter Füssenich:
"Wir sind der Licht Kunst Licht AG sowohl für die schöne Idee als auch für die beeindruckende Umsetzung und Finanzierung des Projekts dankbar. Möge der Stern in diesen schwierigen Zeiten, wie bereits für die Heiligen Drei Könige, ein Zeichen der Hoffnung und Freude sein und hell über unserer Stadt Köln leuchten."
Große Konjunktion am 21.12.20
Das Thema "Stern von Bethlehem" ist in diesem Jahr aus einem weiteren Grund von besonderer Bedeutung: Am 21.12., dem Tag der Wintersonnenwende, findet eine Große Konjunktion statt, bei der sich Jupiter und Saturn von der Erde aus gesehen in einem Winkelabstand von nur sechs Bogenminuten (6') begegnet. Eine Variante dieser Konstellation gilt als eine von mehreren möglichen Erklärungen für einen realen Stern von Bethlehem um Christi Geburt, dem "Weise aus dem Morgenland" Richtung Bethlehem gefolgt sind.
Zwar findet eine große Konjunktion alle 20 Jahre statt, aber in diesem Jahr ist die Begegnung mit 6' Winkelabstand besonders nah und "Enge große Konjunktionen sind selten. ... Eine noch engere Begegnung von Jupiter und Saturn als in diesem Jahr und im Jahr 2080 (6') fand im Jahr -423 statt, wobei die Minimaldistanz 1'18'' (eine Bogenminute und 18 Bogensekunden) betrug. Die nächsten extrem nahen großen Konjunktionen finden statt am 25.12.2874 (2'19''), am 30.12.3728 (1'58'') und am 09.03.4523 (nur 57''!)."
Quelle: Himmelsjahr 2020, Hans-Ulrich Keller (Hrsg.), Kosmos Verlag.
Livestream aus dem LWL-Planetarium Münster: