Das Gebäude der Bourse de Commerce geht bis auf das 18. Jahrhundert zurück. Es wurde unter der Leitung von Tadao Ando Architect & Associates zusammen mit dem Büro NeM / Niney & Marca Architectes sowie dem Büro Pierre-Antoine Gatier, Chefarchitekt für französisches Nationalerbe, umfassend renoviert und öffnete im Mai 2021 wieder seine Pforten.
Der Beleuchtungsentwurf, den Ronan und Erwan Bouroullec für die Bourse de Commerce – Pinault Collection mit Flos Bespoke entwickelten, steht in einem Spannungsfeld:
- Die historische Substanz mir ihren grandiosen Räumen unter der markanten Kuppel einerseits und
- die Neuinterpretation des Bauwerks durch Tadao Ando andererseits, der bereits zuvor für Pinault historische Gemäuer in moderne Kunstgalerien verwandelt hatte.
Diesen Dialog zwischen Geschichte und Gegenwart thematisierten Ronan und Erwan Bouroullec bei ihrer Beleuchtungsplanung für die Eingangshalle, die Treppenhäuser und das neu entworfene Restaurant. Dabei hatte die Lichtwirkung ebenso große Bedeutung wie die Präsenz und Anmutung der Lichtquellen selbst.
Die Eingangshalle: Schwebendes, lebendiges Licht
Für die Eingangshalle entwarfen die Designer horizontale Leuchten: Fünf röhrenförmige Elemente aus Glas und Aluminium, die jeweils sechs Meter messen und parallel zueinander von der Raumdecke abgependelt sind. Die Röhren bestehen aus von venezianischen Handwerkern gegossenem Glas: "Ein unregelmäßiges, beinahe lebendiges Material, gefasst mit Aluminiumprofilen," erklären Ronan und Erwan Bouroullec. Die Wirkung ist subtil, aber hoch ästhetisch: "Wir konnten uns auf die Sinnlichkeit des Lichts konzentrieren, an seiner Farbe arbeiten und an den Bezügen zur wieder hergestellten historischen Architektur."
Die Treppe: Atmosphärisch, monumental und subtil zugleich
Eine andere Situation präsentieren die seitlichen Treppenhäuser: Hier bilden je fünf Vertikale Leuchten eine hängende Struktur. Im spektakulären Treppenhaus C mit seinen beiden sich überschneidenden Wendeltreppen haben Ronan und Erwan Bouroullec drei Vertikale Leuchten im Dreieck positioniert. Mit 17 Metern Länge ist diese Lichtstruktur so monumental wie dieser Raum selbst. Hier haben sich Ronan und Erwan Bouroullec für eine präzisere Verarbeitung des Glases entschieden. Die Besucher bewegen sich auf der Wendeltreppe um die Leuchter und können so ihre Qualitäten von allen Seiten genießen. "Von unten beobachtet, ist die Installation filigran, fast transparent und ätherisch. Beim Treppensteigen erschließt sich ihre gesamte physische Präsenz", so die Designer.
Das Restaurant: die Präzision der Gegenwart
Im modernen Restaurant entfällt der Kontrast zur historischen Substanz. Doch auch hier kultivieren Ronan und Erwan Bouroullec den Dialog zwischen Gegensätzen: "Wir haben im Restaurant die Idee der Vertikalen Leuchten wieder aufgegriffen – ergänzt durch schlichte, schöne Tischlampen. Sie haben einen stabilen Stahlfuß, spenden besonders weiches Licht und sind durch einen Akku kabellos."
Innovation ist für Ronan und Erwan Bouroullec die Basis einer langjährigen Zusammenarbeit. Schon seit Jahren forschen sie mit Flos an schwebenden Beleuchtungsstrukturen. Die Leuchten für die Bourse de Commerce stellte Flos Bespoke her, der Geschäftsbereich, der auf die Entwicklung und Produktion von kundenspezifischer Beleuchtung spezialisiert ist.