Wenn man sich wie ich seit nunmehr 30 Jahren in diesem Umfeld bewegt, würde ich empfehlen, eher auf Abwarten zu setzen. Aber was steckt eigentlich dahinter?
Seit ca. zwei Jahren gibt es eine Initiative der Zigbee Alliance, die sich CHIP (Connected Home over IP) nennt. Sie soll einen allübergreifenden Standard für Smart-Home und –Building entwickeln. Diese Arbeiten sind nun zu Ende geführt worden und man zeigt sich sicher, dass dieser Standard sich etablieren wird. Im Zuge der Fertigstellung hat man nun dem Kind einen neuen Namen gegeben.
Der Standard wird als MATTER vermarktet, und die Zigbee Alliance wird nun in die CSA (Connectivity Standards Alliance) umbenannt. Der CSA sind weltweit über 170 Firmen zugehörig. Um nur einige Big Player zu nennen, es sind Firmen wie Amazon, Apple, Google, Samsung, Signify (Philips Hue), Schneider Electric, EDE, Eaton uvm an Bord.
MATTER ist ein IP-basierter Kommunikationsstandard und baut auf dem IPv6 Adressraum auf. MATTER soll das IoT (Internet of Things) universell kommunizierbar machen. Unterstützt werden zunächst WIFI, THREAD und ETHERNET. Für die Einrichtung der Geräte wird Bluetooth Low Energy zum Einsatz kommen. Aber auch weitere IP-basierte Protokolle sind im weiteren Verlauf denkbar und werden von der CSA je nach Bedarf integriert.
Für die Funktionsfähigkeit von Matter bedarf es der Installation eines Controllers oder mehrerer Controller. Die Controller können leicht auf einer beliebigen Plattform wie z. B. Smartphone oder smarte Sprachassistenten und deren Lautsprecher installiert werden. Anschließend kommunizieren die Geräte über WLAN oder LAN mit Hilfe des Controllers per MATTER.
MATTER ist für lokale Anwendungen konzipiert und benötigt keine Cloud zur Funktion. Selbstverständlich dürfen einzelne Geräte trotzdem eine Cloud-Verbindung für ihre Funktion verwenden. Darüber hinaus unterstützt MATTER auch Bridges, das bedeutet, wird eine Bridge MATTER-Kompatibel gemacht, kann auch dieses System mit integriert werden. MATTER kommuniziert dann über die Bridge mit dem untergeordneten System. Das bedeutet für die Smart-Home / -Building Hersteller, sie können alle ihre Systeme kompatibel machen, wenn sie es denn wünschen.
Die ersten Zertifizierungen sind für Ende 2021 geplant; natürlich alles in Abhängigkeit von den Markteintritts-Strategien der Hersteller. Geplant sind Zertifizierungen für die Beleuchtungs-, Elektrotechnik-, Lampen-, Steckdosen-, HVAC-, Tür-, Garagentor-, Fenster- und TV-Industrie. Auch die Überleitung dieses Standards in die IIoT Welt (Industriell Internet of Things) ist geplant. Hier möchte sich besonders Schneider Electric engagieren um den Durchbruch zu forcieren.
Nach der Marktstellung der Mitglieder bewertet, sollte es eigentlich gelingen, diesen Standard durchzusetzen. Aber wie immer, ist es ganz und allein der Markt, der das Gelingen entscheiden wird.
Dipl.-Ing. Christian Schirp VDI