In Mailand fand mit dem Supersalone schon eine erste Großveranstaltung statt, in der das Licht wieder eine gewichtige Rolle spielen konnte. Alle wichtigen italienischen Hersteller waren am Start, entweder auf der Messe oder mit einer Präsentation in der Stadt, oft auch parallel. Rund 60.000 Besucher wurden an der Messe gezählt, deutlich weniger als sonst und auch weniger international als üblich, aber das war im Vorfeld bereits klar.
Trotzdem hatte die Veranstaltung ihre Berechtigung, sie brachte erstmals wieder Anbieter und Händler sowie Planer zusammen und konnte die Kommunikation fördern. Für den Besucher bot der übersichtliche Supersalone in den Messehallen ein gutes Bild von Trends, Farben und Materialien – mehr zur Messe folgt in der Oktober-Ausgabe der HIGHLIGHT.
Eine wichtige Rolle spielt in Mailand die breit vorhandene Aktivität von Herstellern, Künstlern und Institutionen in der Stadt. Für Frankfurt wird das im nächsten März anders als in den letzten Messe-Jahren sein, denn die begleitende Luminale wurde bereits abgesagt.
Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt bedauert die Entscheidung, sieht aber keine andere Möglichkeit: "Die Messe Frankfurt hat über die Jahre die Marke Luminale gemeinsam und in engster konzeptioneller Abstimmung mit ihren Partnern aus der Lichtindustrie, dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke, der Tourismus- und Congress GmbH und vor allem mit der Stadt Frankfurt weiter auf- und ausgebaut. Im vergangenen Jahr musste kurz vor Start der zehnten Luminale die schmerzliche Entscheidung getroffen werden, die Veranstaltung aufgrund der Pandemie abzusagen, genauso wie die Light + Building. Leider befindet sich die Messe Frankfurt nach eineinhalb Jahren Pandemie nicht in der finanziellen Situation, dieses Projekt zu stemmen. Wir forcieren Einschnitte und maximales Effizienzmanagement in allen finanziellen Bereichen, um die Liquidität des Unternehmens zu sichern. 2022 müssen wir uns – auch auf Bitten der ausstellenden Lichtindustrie – auf unser Kerngeschäft konzentrieren: Und das ist die Durchführung der Light + Building."
Daher wird die große Masse an Veranstaltungen nicht stattfinden, es fehlt die verbindende Klammer in der Kommunikation oder auch ganz Praktisches wie die verbindende Buslinie. Die Frankfurter an sich werden dadurch auch weniger in das Messegeschehen eingebunden, aber in den Monaten der dann voraussichtlich weiter abnehmenden Pandemie ist eine Zurücknahme der Kontakte immer noch angeraten.
Showrooms als Alternative?
Damit einher geht, dass auch der „Zug“ der Messebesucher in die Stadt weniger groß sein wird als in normalen Jahren der Light+Building. Große Installationen und Partys als Ziele werden fehlen, auch ist im Vergleich zu Mailand die Kultur weniger ausgeprägt, solche Veranstaltungen auch tagsüber schon zu öffnen. In einem kürzlich abgehaltenen Licht-Stammtisch des Berliner Lichtplanernetzwerks Gather around light kam dann auch die Frage nach Aktivitäten in der Stadt auf.
Einige Hersteller haben Präsenzen in Frankfurt und der näheren Region, vom größeren Vertriebsbüro bis hin zum ausgewachsenen Showroom, und da liegt der Gedanke nahe, diesen für die Messezeit stärker anzubieten und auch tagsüber anstatt oder zusätzlich zum Messestand zu nutzen. Die Meinungen dazu waren von Planerseite relativ eindeutig, denn die Messe wird als wichtiger, für kleinere Büros sogar essentieller Punkt gesehen, um Informationen zu neuen Produkten und Konzepten zu bekommen. Dann während der Messe für ein oder zwei Showrooms vom Gelände zu fahren und mit vergleichsweise großem infrastrukturellem Aufwand nur wenige Anbieter zu sehen, wird als nicht zielführend angesehen.
Buchungen deuten auf starke Messe
Wie alle Veranstaltungen aktuell wird auch die Light+Building im kommenden Jahr anders sein als in der Vergangenheit. Das geht los mit einem hybriden Konzept, das es durch Verlängerung in den digitalen Raum auch weiteren Besuchern ermöglicht dabei zu sein.
Voraussichtlich wird es weiter Beschränkungen im Reiseverkehr geben, so dass die Besucherzahlen der Messe wegen Quarantänebestimmungen oder schlicht fehlender Impfmöglichkeit in einigen Ländern der Welt geringer ausfallen werden. Und auch bei den Ausstellern sind deutliche Bewegungen spürbar. Die Messe Frankfurt berichtet von guten Buchungszahlen, auch in den letzten Wochen haben sich noch viele Aussteller entschlossen, an der Messe teilzunehmen. Die Internationalität ist gut, denn anders als die Besucher haben die Aussteller weitere Möglichkeiten zur Vorbereitung und können beispielsweise Quarantänezeiten mit einplanen oder die Mitarbeiter von Niederlassungen vor Ort stärker einbinden.
Johannes Möller, Leiter Brandmanagement Light + Building, sieht die Messe auf einem guten Weg aus der Pandemie: "Wir sind aktuell in intensiven Gesprächen sowohl mit Besuchern als auch Ausstellern der Light + Building. Beide spiegeln uns sehr deutlich, dass sie diese Veranstaltung brauchen und wollen – konzentriert auf dem Messegelände in Frankfurt am Main. Das wird der erste große Branchentreff seit vier Jahren und ist die Chance für alle, im kommenden Frühjahr, dringend notwendige Business-Impulse im persönlichen Austausch zu setzen. Die Standbestätigungen zeigen eine starke Light + Building – sowohl auf Light als auch Building-Seite."
Die Branche erwartet also eine lebendige Messelandschaft, allerdings fehlen auch einige der bekannten Marken. Beispielsweise Regiolux, aber auch Signify wird nicht teilnehmen. Der Weltmarktführer sagte dazu in einem Statement: "Nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Entschluss gekommen, im nächsten Jahr nicht an der Light+Building 2022 teilzunehmen. Wir werden wie im letzten Jahr auf alternative Kanäle setzen, um mit unseren Kunden in Kontakt zu bleiben. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen und auf Basis der aktuellen Situation getroffen worden."
Das ist jedoch für den Marktüberblick insgesamt weniger problematisch, denn die großen Marken sind in ihrer eigenen Kommunikation eher in der Lage, Neuigkeiten zu transportieren. Auf der Messe bleibt so auch weiterer Raum für kleinere Hersteller. Und für den Besucher ist zusätzlich Zeit, Neues zu entdecken. So war auch die Meinung bei Gather around Light – fehlende Namen werden nicht dazu führen, dass man den Messebesuch an sich in Frage stellt. Denn auch für die Planer gilt, dass der Messebesuch das effizienteste Mittel bleibt, um sich zu informieren und außerhalb der bekannten Pfade neue Lösungen zu finden. Wir halten Sie auf dem Laufenden.