Für das Kunsthaus Zürich begann mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus Anfang Oktober 2021 eine neue Zeitrechnung. Neben dem differenziert artikulierten Moser-Bau von 1910/1925 und den großräumigen Müller-Bau von 1976 ergänzt seitdem der zeitlos wirkende Neubau des britischen Architekten David Chipperfield das Gebäudeensemble. Der geometrische Bau mit klaren Linien eröffnet dem Kunsthaus Zürich völlig neue Möglichkeiten – und macht es gleichzeitig zum größten Kunstmuseum der Schweiz. Vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart zeigt das Kunsthaus Zürich Dauer- und Wechselausstellungen von internationalem Format. Mit rund 23.000 Mitgliedern ist sein Trägerverein, die Zürcher Kunstgesellschaft, einer der größten Kunstvereine Europas. Mit dem Neubau stehen zusätzlich 5.000 m² für die Kunst zur Verfügung, davon 330 für die Kunstvermittlung. Vor allem Kunstwerke ab den 1960er-Jahren werden im Chipperfield-Bau ausgestellt.
Wenige Leuchtentypen für vielfältige Kunsterlebnisse
Für den modernen Bau des neuen Zürcher Architektur-Highlights mit Ausstellungs- und Aufenthaltsräumen sowie multifunktionalem Festsaal hat die Matí AG Lichtgestaltung gemeinsam mit Zumtobel ein Lichtkonzept entwickelt, das den ausgestellten Kunstwerken die Hauptrolle überlässt: zurückhaltend, funktional und vor allem mit einer durchgängigen Formensprache, die die Aufmerksamkeit der Besucher auf den ausgestellten Werken belässt.
"Licht ist zentral für die Art und Weise, wie wir Kunst wahrnehmen", sagt der vielfach ausgezeichnete Architekt David Chipperfield. "Es ist bedeutsam für die ausgestellten Werke. Und es ist bedeutsam für uns als Publikum. Licht beeinflusst auf profunde Art und Weise die Beziehung zwischen uns, einer künstlerischen Arbeit und dem Raum, in dem wir uns befinden."
Zumtobel hat diese Vision in einer minimalistischen Auswahl an Leuchtentypen realisiert, die dafür extrem flexibel einsatzbar sind. Installiert wurden das Lichtbandsystem Tecton in einer Spezialausführung, die LED-Downlights Panos, die Lichtlinien Slotlight, die Strahler der Serie Supersystem – und nicht zuletzt die mit dem Red Dot Design Award prämierten Arcos III Strahler mit Zoomfocus, die speziell für die ständig wechselnden Anforderungen in Ausstellungsräumen entwickelt wurden. Während in der offenen Eingangshalle soziale Interaktion, Events und das kollektive Kunsterlebnis im Mittelpunkt stehen, laden die oberen beiden Etagen dazu ein, individuell in die Kunstwerke einzutauchen. Dazu hat Zumtobel das galerieartige Grundlicht der Tecton-Sonderleuchten mit gerichtetem Akzentlicht der Arcos-III-Strahler kombiniert.
Tages- und Kunstlicht in Harmonie
Ein wesentlicher Aspekt der Lichtgestaltung war das Spiel mit natürlichem Tageslicht. Es fällt auf der ersten Etage hauptsächlich über die Seitenlichter, in der zweiten Etage durch Oberlichter ein. Diese wechselnden Beleuchtungssituationen gehören zu den zentralen Herausforderungen dieses Projekts: "Ein Museum tendiert in der Regel dazu, sich eine gleichbleibend hochwertige und stabile Beleuchtung zu wünschen", sagt David Chipperfield. "Wir Menschen hingegen mögen die Varianz von natürlichem Licht, die Idee, dass sich eine Wolke vor die Sonne schiebt und das Licht sich für einen Moment verändert."
Wie natürliches Licht in den Ausstellungsräumen genutzt wird, zeigt sich insbesondere in der zweiten Etage: Dort existiert eine Lichtdecke mit Tageslichteinfall, die sich je nach Bedarf öffnen, aber auch teilweise oder sogar vollständig mit Lamellen verschließen lässt. Unterstützt wird das Tageslicht von rund 1.000 Tecton-Leuchten in Spezialausführung. Sie sind Leuchte an Leuchte installiert und strahlen so auf die Decke ab, sodass ein diffuser Lichtraum entsteht. "Wer die oberen Galerien an einem bewölkten Tag im Winter besucht, bekommt so den Eindruck, er wandle bei echtem Tageslicht durch die Räumlichkeiten", erklärt Daniel Waespi, Projektverantwortlicher bei Zumtobel.
Individuelles Licht für einzigartige Kunstwerke
Neben der Gesamtbeleuchtung in der Fläche verlangte auch die Inszenierung der einzelnen Kunstwerke nach einem neuartigen Konzept: Als modernes Museum benötigt das Kunsthaus Zürich eine große Bandbreite und Flexibilität in Lichtfarbe und Ausrichtung. "Schließlich wird ein Bild aus den 1960er Jahren anders beleuchtet als ein Impressionist auf dem späten 19. Jahrhundert", fasst Daniel Waespi zusammen.
Mit der Serie Arcos III mit Zoomfocus hat Zumtobel gemeinsam mit David Chipperfield (Produktdesign) und der Matí AG Lichtgestaltung einen Strahler entwickelt, der all diese unterschiedlichen Bedürfnisse vereint. Um jeden Schritt des Projekts passend zu visualisieren und in der praktischen Anwendung zu testen, nutzte Zumtobel beispielsweise den 3D-Druck, um Prototypen schnell und effizient herzustellen.
Die Arcos-Strahler lassen sich durch einfache mechanische Bewegung und Drehung so anpassen, dass sie das jeweilige Kunstwerk gezielt anstrahlen. Sie können für prägnante Details und schöne Kontraste mittels Zoomoptik scharf gestellt werden – und besitzen gleichzeitig ein sogenanntes "soft edge", einen weichen Lichtverlauf am äußeren Rand. Dabei liefern sie aus jedem Abstrahlwinkel präzises und gleichmäßiges Licht aus bis zu zehn Metern Deckenhöhe.
Die Mehrkanal-tunable-white-Technologie der Arcos-Strahler sorgt außerdem dafür, dass sich die Lichtfarbe stufenlos von Warmweiß auf Tageslichtweiß verändern lässt. Dabei verzichtet das System komplett auf eine kabelgebundene Steuerung. Die Leuchten sind stattdessen per Bluetooth drahtlos vernetzt und lassen sich über die Lichtsteuerung Basic DIM wireless einzeln per App ansteuern. Im Ergebnis gelingt es, alle Ausstellungsobjekte so zu zeigen, wie sie der jeweiligen Lesart und dem geschichtlichen Kontext entsprechen.
Schmale Lichtlinien und Spots inszenieren den Festsaal
Ein besonderer lichttechnischer Höhepunkt ist der große Festsaal: Nicht nur die seitlich verlaufenden Messingrohre machen diesen Raum zu einem besonderen Hingucker, auch seine Beleuchtung trägt zur außergewöhnlichen Atmosphäre bei. Dazu wählte Zumtobel Spotligh slim Lichtlinien in einer Spezialausführung mit tunableWhite als Flächenbeleuchtung. Kombiniert werden diese mit gerichtetem Licht aus Supersystem Spots. In den Nebenräumen des Museumsneubaus kommen die zurückhaltenden LED-Downlights Panos zum Einsatz.
Besondere Kunst stellt besondere Ansprüche an Beleuchtung. Die Lichtgestaltung im Erweiterungsbau des Kunsthaus Zürich zeigt beispielhaft, welche Trends derzeit die Akteure aus Kunst und Kultur bewegen: "Ein einziger Strahler soll möglichst flexibel auf unterschiedlichste Kunstwerke einstellbar sein", sagt der Zumtobel-Projektverantwortliche Daniel Waespi. "Damit einher geht der Wunsch nach Benutzerfreundlichkeit – die Strahler müssen einfach ansteuerbar und intuitiv bedienbar sein." Mit den Lichtinstallationen ist das Kunsthaus Zürich gerüstet für die Zukunft musealer Räume.