Unter dem Titel "Solar Decathlon 2021/22 goes urban" fand zum ersten Mal in Deutschland der aus Amerika stammende internationale Wettbewerb zu klimaneutralem Bauen statt. Local+, das Aachener Team aus Studenten der Fachhochschulbereiche Architektur und Energietechnik, überzeugte die Jury in drei der zehn Disziplinen mit dem Gesamtentwurf für einen Baulückenschluss in Wuppertal. Ihr selbst erarbeitetes Beleuchtungskonzept brachten die Studenten direkt mit, als sie bei Delta Light um Unterstützung bei der Umsetzung baten.
Wie der Wettbewerbs-Titel bereits ahnen lässt, ging es am Austragungsort Wuppertal nicht nur um Gebäude als solche, sondern auch um das Leben in der Stadt der Zukunft. Mit der Unterstützung von Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern verschiedener Fachbereiche und Kooperationspartnern wie dem Forschungszentrum Jülich stellten die Studenten das Ziel einer zukunftsfähigen Stadt in einen nachvollziehbaren Kontext, mit dem sie sowohl die Wirtschaft als auch die Gesellschaft dazu anregen wollen, neue nachhaltige Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Ausgangspunkt für die Konzeptentwicklung bildeten vor allem die Verknappung von Ressourcen und urbanem Wohnraum, die Zunahme von Einzelhaushalten und ständig wechselnde Nutzungsbedürfnisse an den Wohnraum. Das Haus-Konzept von Local+ soll die begrenzten Flächen in der Stadt optimal nutzen, Wohnraum zu bezahlbaren Mieten bereitstellen und zusätzlich einen Mehrwert für das gesamte Quartier in Wuppertal-Mirke schaffen.
Local+ steht für "Low Carbon Lifecycle +". Dabei verweist das Plus auf den größeren Zusammenhang des Projekts, das nicht nur Material und Baustil beschreibt, sondern Lebensmodelle und Wohnkonzepte ganzheitlich betrachtet und gestaltet. Mit individuellen Lebensräumen stärkt Local+ nachhaltig das gemeinschaftliche Zusammenleben und möchte sein Konzept als Modell für andere Projekte etablieren.
Nachhaltige Konstruktion
Ein flexibles Innendesign, integrative gemeinschaftliche Lebensräume und neue Nachbarschaftskonzepte sollen Bewegung in das Leben der Bewohner des innovativen, auf Nachhaltigkeit fokussierten Mehrgenerationen-Hauses von Local+, das mit optimiertem Ressourcen-Einsatz in Massivholz-Elementarbauweise entstand, bringen. Durch die clevere Kombination aus wiederverwendeten Baumaterialien, Bauteilen und lösbaren Konstruktionen unterstützt es den Gedanken der Cradle-to-Cradle Philosophie sowie den des Urban Mining. Grundidee ist in beiden Fällen der Kreislaufgedanke, durch den in der Bauwirtschaft nicht nur Abfall, sondern auch der CO₂-Fußabdruck minimiert wird.
Der zentrale Gestaltungsaspekt des Entwurfs ist ein vollständig mobiler Lebensraum, der den Bewohnern alles bietet, was sie auf kompakter Fläche benötigen. Sogenannte frei bewegliche Kuben, die als individuelle Raumeinheiten fungieren, sind so konzipiert, dass sie im Laufe des Tages je nach den Bedürfnissen ihrer Nutzer ausgestattet und bewegt werden können. Dies ermöglicht in jeder Wohnung des mehrgeschossigen Hauses einen völlig flexiblen Grundriss. Im Zusammenspiel schaffen sie räumliche Vielfalt, indem sie anpassungsfähige Zonierungen von Räumen ermöglichen, fungieren aber vorwiegend als persönlicher Rückzugs- und Arbeitsraum. Die minimierte Größe stellt Interaktion, Kommunikation und das Zusammenleben rund um den Kubus in den Vordergrund und reduziert die genutzte Wohnfläche pro Person.
Gemeinschaft und Individualität in mobilem Lebensraum
Während sich das gemeinschaftliche Leben in einem passend eingerichteten, multifunktionalen Raum im Erdgeschoss abspielt, wo entspannt, gekocht, gegessen, gearbeitet oder gefeiert werden kann, finden sich die privaten Rückzugsorte zum Schlafen, ungestörten Arbeiten und zur Körperhygiene in den vier Obergeschossen. Pro Etage bilden jeweils drei Personen eine Wohngemeinschaft. Dort gruppieren sich um eine mit maßgefertigten Funktionsmöbeln ausgestattete "Spielwiese" mehrere Kuben, deren innen und außen perforierte Holzoberflächen als "Packboards" gestaltet wurden. Ganz nach Bedarf nehmen sie unterschiedlichste Elemente vom Regal bis zum Schreibitsch werkzeugfrei auf.
Für die Beleuchtung des Innen- und Außenraums hatte der Wettbewerbs-Auslober diverse Anforderungen vorgegeben. Dazu zählten die für unterschiedliche Bereiche adäquaten Beleuchtungsstärken, eine warme Lichtfarbe zwischen 2.700K und 3.000K bei guter Farbwiedergabe sowie die weitgehende Vermeidung von Lichtverschmutzung. Die Materialien sollten nachhaltig oder gar recycelbar, die Leuchtkörper mit einem Smart-Home-System kompatibel und dimmbar und der Energieverbrauch sollte möglichst gering sein. Denn schließlich handelt es sich bei dem Projekt um ein Plus-Energie-Haus.
Delta Light wurde als adäquater Kooperationspartner ausgewählt
Auf Basis der Vorgaben konzipierten die Studierenden eigenständig eine Beleuchtung, die sie in Skizzen für das Erdgeschoss, ein beispielhaftes Obergeschoss und die Außenbereiche darstellten. Dabei handelt es sich um ein klassisches Beleuchtungskonzept als Mix aus diffusem und Akzentlicht. Auf der Suche nach planungs- und produkttechnischem Support favorisierte das Team eine Kooperation mit Delta Light und traf sofort auf offene Ohren. Die Geschäftsführung und das Planungsteam waren begeistert von dem Projekt und sicherten 100%ige Unterstützung zu. Das Unternehmen setzt selbst auf Nachhaltigkeit und Energieminimierung. So sind auf dem Dach des belgischen Headquarters der Marke beispielsweise 2500 Sonnenkollektoren installiert, mit denen der eigene Verbrauch gedeckt wird. In der Leuchtenproduktion kommen ausschließlich recycelbare Komponenten zum Einsatz. Jüngstes Beispiel ist die neue High Profile-Serie, die MVRDV Architekten für Delta Light aus Profil-Verschnitten kreiert hat.
Die Lichtplaner bei Delta Light griffen das studentische Konzept, an dem nichts auszusetzen war, 1:1 auf. Die dadurch entstandene hohe Identifikation auf Seiten der Studierenden erwies sich als überaus hilfreich bei der Umsetzung, die sie selbst bewältigten. Denn bei der Anfertigung des auf zwei Geschosse begrenzten Demonstrators lag die besondere Herausforderung darin, dass das gesamte Gebäude ausschließlich von den Studierenden durchzuführen war.