Die nominalen Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um 12 % auf ein Rekordhoch von 224 Milliarden €. Die höchsten Zuwächse gab es bei elektronischen Bauelementen (+ 21 %). Es folgen Informations- und Kommunikationstechnik, Batterien, Energietechnik (alle + 14 %) und Automation (+ 12 %). Die Zahl der Beschäftigten lag zuletzt bei knapp 895.000 und damit 2,3 % über dem Vorjahr.
Auch beim Export war 2022 abermals ein Rekordjahr. Die deutschen Elektroausfuhren erreichten hier einen Wert von 246 Milliarden € (inklusive Re-Exporte) – ein Plus von 9 %. Wichtigster Absatzmarkt war die Europäische Union mit Elektrolieferungen in Höhe von 126 Milliarden €.
"Der Binnenmarkt ist das größte Asset der EU. Wir müssen ihn weiterentwickeln – unternehmerisch und regulatorisch", so Kegel. "Die Globalisierung scheint an einem Scheitelpunkt zu stehen. Die protektionistische Wirtschaftspolitik Chinas, aber auch der USA sind für uns ein hohes Risiko. Die EU muss entschlossen gegensteuern und mehr bilaterale Handels- und Rohstoffabkommen abschließen."
Für das laufende Jahr zeigt sich der Verband zuversichtlich: "Stand heute gehen wir bei der realen Produktion von einer schwarzen Null aus, was einer Konsolidierung auf sehr hohem Niveau entspricht", sagt der ZVEI-Präsident.
Energiewende wieder in den Fokus rücken – Stromnetz zurzeit nicht energiewendefähig
"Nachdem sich die Politik im zurückliegenden Jahr vor allem den Herausforderungen Energiesicherheit und Bezahlbarkeit zuwenden musste, muss in diesem Jahr die Gestaltung der Energiewende wieder mehr in den Fokus rücken", erklärt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Aus Sicht des ZVEI sind im Wesentlichen zwei Aufgaben anzugehen: Erstens, der zügige Ausbau der Netzinfrastruktur und zugleich ihre Digitalisierung sowie zweitens die Weiterentwicklung des Strommarktdesigns.
Strom ist der Rohstoff der Energiewende, der über 90 % des Energiebedarfs im Jahr 2045 decken soll. Aktuell liegt der Strombedarf bei 550 TWh/a. Durch die Elektrifizierung – unter anderem durch ca. 15 Millionen Ladepunkte und sechs Millionen Wärmepumpen – steigert sich der Strombedarf bis 2030 auf über 700 TWh/a. Bis zum Jahr 2045 liegt der Strombedarf bei 1.000 bis 1.200 TWh/a. Um diesen Bedarf zu decken, werden sich die Erzeugungskapazitäten bei den erneuerbaren Energien mindestens um das 4,5-Fache steigern müssen – und damit steigen die Anforderungen an das Stromnetz immens.
"Um es klar zu sagen: Darauf ist unser Stromnetz derzeit nicht ausgelegt. Es ist nicht energiewendefähig", so Weber. "Aber: Ohne starkes Stromnetz wird es keine Klimaneutralität geben. Das künftige Stromnetz muss zu einem Klimaneutralitätsnetz umgebaut werden." So fordert der ZVEI, dass neben dem physischen Ausbau Intelligenz ins System kommt. Unter anderem müsse mehr Tempo in die flächendeckende Inbetriebnahme intelligenter Messsysteme kommen, wie im GNDEW vorgesehen.
Denn durch konsequente Elektrifizierung und Digitalisierung ließe sich der Primärenergieverbrauch um bis zu 65 % reduzieren. Durch eine dezentrale Energieerzeugung mit Speicherung, Verteilung im Quartier mit digitalen Netzanschlüssen, Sektorenkopplung mit Photovoltaik, Wärmepumpe und E-Mobilität und nicht zuletzt durch die immensen Effizienzgewinne der direkten Stromnutzung sind die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Um diesen näherzukommen, ist jedoch ein grundsätzlich anderes Strommarktdesign nötig.
"Der Strompreis muss weiter von Steuern, Umlagen und Abgaben entlastet werden", erklärt Weber. Darüber hinaus seien dynamische Stromtarife wichtig. "Das künftige Strommarktdesign muss so gestaltet sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher unmittelbar von attraktiven Preisen für Strom aus erneuerbaren Energien profitieren."