Steckbrief
Harald Sommerer wurde 1967 in Wien, Österreich, geboren, ist Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Wirtschaftsuniversität Wien und Master of Management der Kellogg School of Management, Northwestern University (USA). 1997 wurde Sommerer Vorstandsmitglied der AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG, wobei er von 1998 bis 2005 als Finanzvorstand und von 2005 bis Anfang 2010 als Vorstandsvorsitzender fungierte. Er konnte in den vergangenen Jahren AT&S zu einem führenden Leiterplattenhersteller in Europa und Asien ausbauen, hat langjährige Erfahrung in der Führung eines börsennotierten Konzerns und ist mit der Zumtobel Gruppe durch seine Tätigkeit im Aufsichtsrat bestens vertraut. Sommerer war von April 2006 bis März 2010 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Zumtobel AG.
Herr Sommerer, als Aufsichtsrat der Zumtobel AG sind Sie schon seit einigen Jahren mit dem Thema Licht vertraut – jetzt geht es ins operative Geschäft. In Ihrer letzten Position sind Sie bereits intensiv in der Halbleiterbranche involviert gewesen. Wie sehen Sie aus dieser Warte die weitere Entwicklung des Lichtmarktes …
H. Sommerer: Mit dem zunehmenden Einzug von LEDs werden wir einen tief greifenden Technologiewandel in der Lichtbranche erleben, der längst begonnen hat. LEDs haben große Vorteile und bieten uns damit neue Chancen: mehr Energieeffizienz, neue technologische Funktionen und Anwendungsmöglichkeiten, neue Möglichkeiten im Produktdesign.
Wir werden uns im professionellen Leuchtengeschäft aber auch Herausforderungen wie deutlich schnelleren Entwicklungszyklen, zunehmendem Preisdruck und neuen Wettbewerbern aus Asien stellen müssen. Eine deutlich gewachsene Bedeutung sehe ich beim Thema Patente: Wir müssen in Forschung und Entwicklung nicht nur technologisch an vorderster Front mitspielen können, sondern uns auch den Zugang zu wichtigen Patenten sichern, dies kann und wird in Zukunft sicher auch mehr durch Partnerschaften geschehen.
… und im Speziellen die Entwicklung der Zumtobel Gruppe?
H. Sommerer: Ich sehe die Marken der Zumtobel Gruppe beim Thema LED sehr gut positioniert. Gerade auf der Light + Building haben wir erlebt, dass unsere Kunden unsere zahlreichen, auf LED-Technologie basierten Neuprodukte sehr positiv aufgenommen haben. Dabei geht es uns nicht um die Verwendung der neuen Technologie um einer neuen Technologie wegen, sondern darum, aus dem Spektrum aller technischen Möglichkeiten die richtige Lösung zu entwickeln, die die Bedürfnisse des Kunden optimal erfüllt. Unsere Stärke ist genau dieses Wissen von der konkreten Anwendung. Dies werden wir gezielt weiter entwickeln, weil wir uns damit am besten gegenüber den neuen Wettbewerbern im Markt differenzieren können. Natürlich profitieren wir in der Zumtobel Gruppe beim Thema LED von den Möglichkeiten eines für unsere Branche großen Konzerns, um bei der Technologieentwicklung die Rolle eines Innovationstreibers einnehmen zu können. Bei LEDs decken wir in der Gruppe die gesamte Wertschöpfung von der LED-Komponente, über Module und Konverter bis hin zu LED-Leuchten ab.
Wie schätzen Sie die Umsatzanteile der LED bei Zumtobel zukünftig ein?
H. Sommerer: Die Umsatzanteile für LED sind heute im einstelligen Prozentbereich, ich gehe aber davon aus, dass der LED-Anteil am Umsatz dynamisch wachsen wird. Für die gesamte Zumtobel Gruppe erwarten wir bis zum Jahr 2015 den Anteil des LED-Umsatzes am Gesamtumsatz bei 25 %.
Mit Ledon hat die Zumtobel Gruppe nun auch eigene Lichtquellen im Portfolio. Wird diese vertikale Integration im Lichtmarkt weiter ausgebaut?
H. Sommerer: Wir sind ja bereits seit 2001 in der Entwicklung von wegweisenden LED-Komponenten /-modulen für die professionelle Allgemeinbeleuchtung aktiv und haben uns dadurch eine technologisch führende Position aufgebaut. Dies werden wir – nur bezogen auf LED/OLED-Lichtquellen – konsequent weiter ausbauen.
Über unsere OEM-Marke Tridonic haben wir den Vertriebskanal für innovative LED-Module, LED Light Engines und LED-Konverter an Leuchtenhersteller weltweit. Mit der Firma Ledon Lamp haben wir in diesem Jahr begonnen, einen Vertriebskanal für LED-Retrofit-Lampen an Endverbraucher aufzubauen.
Ist in diesem Zusammenhang auch einen weitere Intensivierung der Zusammenarbeit mit Cree oder einem anderen Hersteller von LED-Chips geplant?
H. Sommerer: Es bleibt bei unserer Strategie, keine eigene Chipfertigung aufzubauen. Insofern werden wir natürlich auch in Zukunft enge Partnerschaften mit führenden Chipherstellern anstreben.
Thema LED-Module: In der Gruppe haben Sie sowohl Marken, die einzelne LED verarbeiten, als auch Module. Wo sehen Sie die Zukunft – wird es da stärker auf Standardisierung ankommen als noch momentan?
H. Sommerer: Es liegt in der Natur einer neuen Technologie, dass sich zunächst parallel verschiedenste Formen entwickeln – und es ist auch richtig für uns, bei einer derart zentralen neuen Technologie von Anfang an mit eigenen Entwicklungen dabei zu sein.
Nun haben wir bei LEDs den Punkt erreicht, wo es zu Standardisierungen kommen muss, um Kunden und Anwendern Sicherheit zu geben und damit die flächendeckende Vermarktung der Technologie zu unterstützen. Wir werden uns in diesen Standardisierungsprozess aktiv mit einbringen.
Herr Sommerer, vielen Dank für das Gespräch.
EXCLUSIV-INTERVIEW
DOWNLOAD
Fotos: Christoph Meinschäfer