Sanierungen und der damit verbundene Einsatz von energieeffizienterer Beleuchtung ist im Handel aktuell ein relevantes Thema. Sei es der Wechsel auf LED im Zuge des Leuchtstoffröhrenverbots oder auch das Upgrade auf eine neuere Generation von LED-Leuchten. Allerdings schöpft der Austausch ausgedienter Leuchten zugunsten von energieeffizienteren LED-Varianten noch lange nicht das Nachhaltigkeitspotenzial in Supermärkten aus. Aktuell geht in den meisten Fällen die veraltete Beleuchtung während der Demontage zu Bruch oder wird aus anderen Gründen entsorgt. Dabei stecken Leuchten und Lichtschienen voller wertvoller Rohstoffe wie Stahl, Kupfer und Aluminium. Kommen bei der Produktion neuer Erzeugnisse Recycling-Metalle anstelle von Primärrohstoffen zum Einsatz, lassen sich im Beispielfall von Stahl 48 % der CO₂-Äquivalente einsparen.
Um die Produkt- und Materialkreisläufe zu schließen, ist jedoch ein ganzheitliches Konzept für Rückbau und Materialrückführung gefragt. Ein passendes Prozess- und Wertschöpfungsmodellfür die einzelnen Schritte (Reparatur, Wiederverwertung, Recycling) hat Zumtobel gemeinsam mit dem sozialen Unternehmen Carla Vorarlberg sowie der Voestalpine Stahl GmbH erprobt. Untersucht wurden zentrale Fragen der Kreislauffähigkeit:
- Wie lassen sich Leuchtensysteme so schonend demontieren und transportieren, dass sie an anderer Stelle verwendet werden können?
- Und wie gelangen die Materialien der Tragschienen ohne Qualitätsverlust zum Zulieferer, damit sie als Sekundärrohstoff für die nächste Leuchtengeneration eingesetzt werden können?
Zwei Kreisläufe für eine nachhaltigere Sanierung
Im Rahmen des Projekts wurden zwei Kreisläufe betrachtet: der Kreislauf der Leuchten sowie der Kreislauf der Schienen. Zum einen prüfte die Carla Vorarlberg, inwieweit sich die demontierten Tecton-Leuchten in den eigenen Räumlichkeiten weiternutzen lassen. Zum anderen ging es darum, die Materialien des Schienensystems sortenrein zurückzugewinnen, um die Rohstoffe der Produktion neuer Leuchten zuführen zu können.
Zentrale Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt
In der Eurospar-Filiale im Rheincenter Lustenau wurden 449 Meter Tecton-Schienen demontiert, getrennt oder wiederverwertet. Aus dem Schienenmaterial konnten über 72 Kilogramm Kupfer und 576 Kilogramm Stahl als Sekundärrohstoff zurückgewonnen werden, außerdem 91 Kilogramm Polypropylen aus der 11-poligen Schienenführung. Besonders wichtig waren jedoch die Erkenntnisse, um ähnliche Projekte in der Zukunft modellieren und skalieren zu können. Die zentrale Herausforderung besteht darin, effiziente Prozesse und Qualitätsstandards für die Demontage, die Zerlegung, das Sammeln, die Verpackung und den Transport der Leuchten zu def inieren und in den Sanierungsablauf zu integrieren.
So steht und fällt die Wiederverwendung der Leuchten mit einer schonenden Demontage. Beschädigungen gilt es zu vermeiden. Dies erfordert ein erfahrenes und entsprechend geschultes Team. In diesem Pilotprojekt hat sich die gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen dem Elektroinstallationsunternehmen Klampfer und Carla Vorarlberg als maßgeblicher Erfolgsfaktor erwiesen. Die demontierten Leuchten müssen auf Funktion und Sicherheit geprüft werden, damit sie weiter verwendet werden können. Die einzelnen handwerklichen und logistischen Schritte inklusive Verpackung vor Ort müssen gut geplant und abgestimmt sein, auch mit den anderen Einsatzteams auf der Baustelle.
Die Leuchten aus dem Pilotprojekt bekamen im neu eröffneten Second-Hand-Geschäft von Carla Vorarlberg in Bregenz ein zweites Leben und setzen dort die Kleidung und Fundstücke in Szene. "Mit der Weiterverwendung von hochwertiger Recycling-Beleuchtung in unserem neuen Geschäft in Bregenz wird sichtbar, wie ein Kreislauf ganz konkret geschlossen werden kann. Voraussetzung dafür war die Kooperation von Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen und mit ganz unterschiedlicher Größe – von börsennotierten Unternehmen und einem regionalen sozialen Unternehmen, das Menschen beschäftigt, die es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer haben. Diese Offenheit zur Zusammenarbeit und zum gemeinsamen Lernen ist für mich ein Kennzeichen dieses Pilotprojekts und der Schlüssel zur Lösung der Herausforderungen in der Kreislaufwirtschaft", sagt Karoline Mätzler, Fachbereichsleiterin Arbeit & Qualifizierung der Caritas Vorarlberg.
"Die ausgesprochen gute Qualität der Leuchten nach jahrelangem Gebrauch und schonender Demontage war überraschend und überzeugend – sowohl der äußere Zustand als auch die technische Leistung. Wiederverwendung als zirkuläre Lösung ist ökologisch und ökonomisch eine attraktive Möglichkeit für die Zukunft. Wir freuen uns auf weitere Projekte dieser Art, um diesen Prozess gemeinsam mit Partnern professionalisieren zu können", sagt Ines Göbel, Sustainability Managerin bei der Zumtobel Group.
Kreislauffähigkeit wird bereits bei der Konzeption berücksichtigt
Die Zumtobel Group engagiert sich bereits seit vielen Jahren für das Thema Kreislauffähigkeit, welches eine zentrale Säule der unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsstrategie bildet. Inspiriert vom Cradle-to-Cradle-Ansatz wird bereits in der Produktentwicklung mithilfe der internen "Circular Design Rules" (CDRs) an die spätere Rückf ührung in den Materialkreislauf gedacht. Diesem Ansatz war das 2001 vorgestellte Lichtschienensystem Tecton schon weit voraus. Das modulare Konzept von Tecton, seine Zerlegbarkeit sowie der Einsatz hochwertiger, gut recyclebarer Rohstoffe wie Kupfer und Stahl machen es prädestiniert zum Untersuchungsobjekt in Sachen Kreislauffähigkeit.