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Litescout von Plastolight

Leuchtende Spielsteinen aus Plexiglas fördern die Fähigkeiten sehbehinderter Kinder

Litescout von Plastolight mit Plexiglas-Spielsteinen
(Bild: Röhm)

Dass Litescout mittlerweile in 30 Ländern als wirksames therapeutisches Lernmedium eingesetzt wird, ist einer Zufallsbegegnung des Kunststoff- und Lichtspezialisten Hagen Glass mit einer Therapeutin für Sehfrühförderung zu verdanken. Der Einblick in ihre Tätigkeit inspirierte den Inhaber der Firma Plastolight dazu, herkömmliche Lichtboxen mit Milchglasscheiben und Leuchtstoffröhren durch zeitgemäße Lichttechnik und leichtere Materialien zu ersetzen.

Überzeugende Lichtdurchlässigkeit

Von einem Automobilzulieferer bekam Glass den Tipp, Plexiglas zu verwenden, denn das Marken-PMMA von Röhm ist auch im Fahrzeugbau ein bewährter Werkstoff für Beleuchtungsanwendungen. "Die Lichttransmission und die Lichtleitfähigkeit von Plexiglas sind einfach unübertroffen. Es lässt sich sehr gut verarbeiten und hat ein geringes Gewicht", zählt Glass die für ihn relevanten Eigenschaften auf. "Außerdem müssen sämtliche Materialien sicher für Kinder und deshalb frei von Schadstoffen sein."

Der Name Litescout ist ein Wortspiel mit den englischen Begriffen für "Licht" und "leicht" und benennt zwei Vorteile des therapeutischen Hilfsmittels: Licht stimuliert die visuelle Wahrnehmung – und leicht ist das Gewicht, denn der Litescout wiegt deutlich weniger als die älteren Lichtboxen. Für Therapeutinnen und Therapeuten ist es ein spürbarer Unterschied, ob sie nur drei oder fast zehn Kilogramm tragen müssen, wenn sie die Förderkinder zu Hause besuchen.

Litescout von Plastolight mit Plexiglas-Spielsteinen
(Bild: Röhm)

Weiches Licht und Matt-Effekt

Die sehr helle, homogen weiße Leuchtfläche besteht aus hinterleuchtetem Plexiglas-Plattenmaterial und die transluzenten, farbigen Spielsteine aus Plexiglas-Formmasse. Anwendungstechniker des Geschäftsbereichs Formmassen der Röhm GmbH unterstützten Glass und sein Litescout-Projekt bei der Auswahl der passenden Formmasse und geeigneter Verarbeiter. Die Materialwahl fiel auf Plexiglas-Softlight.

Die Formmassen dieser Serie bieten fein abgestufte Diffuser-Effekte für homogene, blendfreie Lichtauskopplung. Sie eignen sich für lichttechnische Anwendungen aller Art, zum Beispiel Leuchtenabdeckungen, Linsen und Ambientebeleuchtung. Mit bestimmten Verarbeitungstechniken lassen sich seidenmatte oder gefrostete Oberflächen erzeugen. Das Eigenschaftenprofil und die Einfärbbarkeit des Materials ermöglichen eine große Gestaltungsfreiheit.

Für die LiteScout-Spielsteine wird farblose Formmasse in kräftigen Farben mit fluoreszierenden Pigmenten eingefärbt. "Plexiglas-Softlight ist ideal, weil wir damit Spielsteine herstellen können, die auf der Lichtfläche in einem schön weichen Licht leuchten und eine matte Oberfläche haben. Sämtliche Komponenten des Litescout müssen matt sein, denn Lichtreflexe auf spiegelnden Flächen irritieren Menschen mit Sehstörungen", erklärt Glass.

Litescout von Plastolight mit Plexiglas-Spielsteinen
(Bild: Röhm)

Spritzgegossene und extrudierte Spielsteine

In engem Austausch mit Therapeutinnen, Pädagogen und Selbsthilfegruppen wurde das Hilfsmittel immer wieder optimiert, zum Beispiel die Dicke und Haptik der Spielsteine. Diese werden je nach Art des Lernspiels aus der PMMA-Formmasse von Röhm spritzgegossen oder extrudiert.

Ein Steckspiel trainiert beispielsweise die Feinmotorik blinder und sehbehinderter Kinder mit fünf Zentimeter hohen Dreikant-, Vierkant- und Rundsteinen. Dafür werden zwei Meter lange Profile mit 2,5 Zentimetern Durchmesser extrudiert, dann geschnitten und die Konturen gefräst und poliert.

Im Spritzgießverfahren entstehen dagegen "Logische Blöcke" – flache geometrische Spielsteine, die nach Farbe, Form und Größe geordnet in eine schwarze Lochmaske auf dem Leuchttisch eingesetzt werden sollen. Sie sind nun mit sieben Millimetern mehr als doppelt so dick wie bei einer früheren Version, damit Kinder sie besser greifen können. Damit die Steine nicht aus den Händen rutschen, erzeugt das Spritzgießwerkzeug eine genarbte Oberflächenstruktur. Hier bewährt sich die hohe Abbildegenauigkeit der Plexiglas-Formmassen. Abschließend werden die Anspritzpunkte mit dem Laser entfernt, damit keine Verletzungsgefahr besteht. "Das Ergebnis ist ein schönes, hochwertiges Produkt", findet Glass. "Die Spielsteine fühlen sich gut an, sie sind robust und verkratzen nicht."

Lob für Design, Funktion und Wirkung

Plexiglas spricht fast alle Sinne an, denn es sieht edel aus, hat eine angenehme Haptik und sogar einen schönen Klang. Es ist ein emotionales Produkt, entfaltet im Zusammenspiel mit Licht und Farbe seine besondere Faszination und weckt damit die Neugierde bei Kindern und Erwachsenen.

Das Design und die Funktion des gesamten Litescout-Systems kommen bei Fachleuten gut an. Wegen der Qualitätsstandards hinsichtlich Größe, Leuchtmittel, Lichtdimmbarkeit, Stabilität und Materialbeständigkeit nutzten Studierende der Pädagogischen Hochschule Heidelberg das Litescout-System für eine Studie zur "Effektivität des Einsatzes von Lichtboxen zur visuellen Wahrnehmungsförderung" *. Die Auswertung ergab klare Fördereffekte beim gezielten und individualisierten Einsatz von qualitativ hochwertigen Lichtboxen. Kinder, die mit dem Litescout-System täglich etwa eine halbe Stunde üben, machen große Entwicklungsfortschritte. Daher wird aktuell zusammen mit verschiedenen Frühförderstellen ein Konzept entwickelt, das Familien mit seh- und mehrfachbehinderten Kindern den kostenlosen Zugang zu Leihgeräten ermöglicht.

Für ältere Zielgruppen mit eingeschränktem Sehvermögen sollen künftig Spieleklassiker wie Mühle, Dame, Backgammon und "Mensch ärgere Dich nicht" für den Einsatz auf Litescout entwickelt werden, etwa zur Verwendung in Seniorenheimen.

* Markus Lang, Frank Laemers: Die Effektivität des Einsatzes von Lichtboxen zur visuellen Wahrnehmungsförderung
Quelle In: Blind, sehbehindert, 141 (2021) 3, S. 235-244
ISSN 0176-7836
"Im Rahmen von insgesamt 12 Einzelfallstudien mit sehbehinderten Kindern mit zusätzlichen Beeinträchtigungen im Alter von 3 - 13 Jahren wurde die Effektivität des Einsatzes von Lichtboxen zur visuellen Wahrnehmungsförderung überprüft. Hierzu wurden videografierte Fördersequenzen, bei denen Übungen zu verschiedenen Sehfunktionen sowohl mit als auch ohne Lichtbox durchgeführt wurden, analysiert. Die beobachtbaren Reaktionen und Verhaltensweisen der Kinder lassen Fördereffekte in den Bereichen erfolgreicher Aufgabenbewältigung, Aufmerksamkeit, Motivation und Interesse am Spielmaterial erkennen, die auf den Lichtboxeinsatz zurückzuführen sind."

Über die Firma
Röhm GmbH
Darmstadt
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