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22.11.24 bis 11.05.25 Gewerbemuseum Winterthur

Lighten up! Im Rhythmus von Tag und Nacht

Robin Meier Wiratunga: Synchronicity
Robin Meier Wiratunga: Synchronicity
(Bild: ADAGP)

Jetlag, Nachtschichten, Umstellung von Sommer- auf Winterzeit oder auch urbaner Lebensstil und Lichtverschmutzung: Wann und wie schlafen wir eigentlich und wann brauchen wir Aktivität? Ob Fledermäuse, Pflanzen, Insekten oder Menschen, alle haben den 24-stündigen Tag-Nacht-Rhythmus verinnerlicht, über den sie ihr Verhalten und ihre Körperfunktionen optimal anpassen.

Colin Fournier: Circadian House
Colin Fournier: Circadian House. Courtesy of Dominique Piwnica
(Bild: Colin Fournier)

Die Ausstellung "Lighten Up!" erkundet gemeinsam mit bekannten Kunst- und Designschaffenden sowie Architekten die Verbindung zwischen lebenden Organismen und dem zirkadianen (circa diem = ungefähr ein Tag) Zyklus von Licht und Dunkelheit. Die Schau feiert gleichzeitig die Kraft und die Schönheit des Tageslichts, führt in die Mysterien der biologischen Uhren ein und ergründet die Geheimnisse von Schlaf und Träumen. Es erinnert dabei nicht nur an den Lauf der Sonne am Himmel, sondern auch an die Notwendigkeit einer regelmässigen natürlichen Lichtexposition für ein gesundes Leben.

Daneben beleuchtet die Ausstellung das Phänomen der immer heller werdenden Nächte durch künstliches Licht und seine negativen Folgen für alle Lebewesen. Die Ausstellung basiert auf "Lighten Up! On Biology and Time" (24.3.–30.7.2023) der EPFL Pavilions Lausanne, kuratiert von Prof. em. Anna Wirz-Justice, Prof. Marilyne Andersen, Prof. Sarah Kenderdine und Dr. Giulia Bini.

Gewerbemuseum Winterthur

www.gewerbemuseum.ch
Kirchplatz 14, CH-8400 Winterthur
OSM / Google-Maps

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr

Kontakt
Telefon +41 (0)52 267 51 36
E-Mail gewerbemuseum@win.ch

Das Wesen des Lichts

Zwei Installationen laden das Publikum dazu ein, über die Natur des Lichts nachzudenken. Die faszinierenden optischen Vorrichtungen von "Embodied Light" des amerikanischen Künstlers James Carpenter ermöglichen es, in die Welt des Lichts und seiner sich im Laufe des Tages verändernden Beschaffenheiten einzutauchen und damit zu interagieren. Mit "Light-Oriented Ontologies – The Beginnings" materialisiert der Schweizer Künstler Alan Bogana das Licht, um zu den Ursprüngen des Sehens zurückzukehren – eine Arbeit, die er als Artist in Residence an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) entwickelt hat.

James Carpenter: Embodied Light
James Carpenter: Embodied Light
(Bild: James Carpenter Design Associates)

Die Dynamik des Tageslichts

Das Tageslicht und seine Funktion in unserem Leben und unseren Lebensräumen steht im Mittelpunkt der Installation "Circadian House". Der französisch-britische Architekt Colin Fournier zeigt darin die virtuelle Version eines kleinen Hauses, das für den Einfall von natürlichem Licht optimiert wurde, und dokumentiert das tägliche Leben seiner beiden Bewohnenden.

Biologische Uhren

Fünf Installationen vermitteln die Prinzipien der biologischen Uhr, jenes subtilen Mechanismus, der unser Verhalten und das aller lebenden Organismen steuert. "10,000 Waking Bees" der neuseeländischen Künstlerin Anne Noble widmet sich dem Zeitgefühl von Bienen: Wird deren biologische Uhr durch Betäubung gestoppt, ist ihre Navigation zurück zum Bienenstock beim Aufwachen gestört.

 

Anne Noble: 10'000 Waking Bees
Anne Noble: 10'000 Waking Bees
(Bild: Anne Noble)

"Circadian Bloom" der britischen Künstlerin Anna Ridler nutzt daneben verschiedene Blumenarten, deren Blütezeit vorhersagbar ist, um eine Art natürliche Digitaluhr zu erschaffen. Die Arbeit "The Clocks Around and Within Us" erläutert die Geschichte und die Entdeckungen der Chronobiologie, also der Wissenschaft, die den Zusammenhang zwischen lebenden Organismen und dem Hell- Dunkel-Zyklus erklärt und alle Werke der Ausstellung miteinander verbindet. Der Inhalt wurde von der emeritierten Professorin Anna Wirz-Justice, Co-Kuratorin von "Lighten Up!", mit Hilfe eines grossen Teams von Chronobiologen zusammengestellt.

Anna Ridler: Circadian Bloom
Akbank Sanat, Anna Ridler & Nagel Draxler: Circadian Bloom
(Bild: Görsel Çözüm)

Nächtliches und künstliches Licht

Die künstliche Erhellung des Nachthimmels nimmt in Europa jährlich durchschnittlich um 6,5 % zu und greift insbesondere im urbanen Leben mehr und mehr um sich. Gründe für Aussenbeleuchtungen gibt es zahlreiche: sie sind funktionaler oder technischer Art, sollen Sicherheit oder zumindest ein Gefühl von Sicherheit erzeugen, sie haben dekorative Funktion oder stiften Identität. Die nächtliche Beleuchtung führt allerdings zu einer Unter- brechung der jeweiligen zirkadianen Rhythmen und hat unter anderem erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen.

In diesem Sinne widmet sich ein Ausstellungsbereich dem Thema der Lichtverschmutzung und den vielgestaltigen Effekten auf unsere Welt. Daneben zeigt der Schweizer Künstler Robin Meier Wiratunga in den zwei gleichnamigen Installationen, "Synchronicity" (16mm) und "Synchronicity", wie der natürliche biolumineszente Rhythmus von Glühwürmchen von externen Lichtsignalen beeinflusst wird.

Die Natur der Zeit

Zwei Installationen hinterfragen unsere Beziehung zu Zeit ansich und empfehlen, mehr auf unsere natürliche Zeitsensibilitat zu achten. "Circa Solar" des britischen Designers Ted Hunt ist eine Digitaluhr, verbunden mit einer App: Die Zeit wird von ihrer traditionellen Darstellung gelöst, stattdessen werden die saisonalen Veränderungen des Hell-Dunkel-Zyklus’ im Laufe des Jahres veranschaulicht.

Die immersive Installation "Circadian Dreams" der deutschen Künstlerin Helga Schmid experimentiert ihrerseits mit einem alternativen Zeitsystem: Es basiert auf den verschiedenen Verhaltensphasen des menschlichen Körpers in Verbindung mit den zirkadianen Rhythmen.

Helga Schmid: Circadian Dreams
Helga Schmid: Circadian Dreams
(Bild: Francisco Ibanez)

Aktivitäts- und Ruhezyklen

Alle Organismen weisen zirkadiane Funktionen auf. Beim Menschen zeigen sie sich am deutlichsten im Zyklus von Aktivität und Ruhe. Während die Installation "Circadian Rhythms" des französischen Künstlers Kirell Benzi die Daten von drei Personen mit unterschiedlichen Beschäftigungen visualisiert, um die Einzigartigkeit ihres Tagesrhythmus zu enthüllen, zeichnen zwei andere Installationen Aktivitätszyklen und Lichtexposition von Personen über mehrere Jahre nach.

 

Die Serie "SunDial: NightWatch" der britischen Künstlerin Susan Morris besteht aus Jacquard-Wandteppichen, deren Muster von den Ruhe-Aktivitäts-Messdaten der Künstlerin bestimmt werden, die über einen Zeitraum von fünf Jahren kontinuierlich erhoben wurden. Sie zeigen, wie sich der jahreszeitliche Wechsel der Tageslänge auf unser Leben auswirkt.

Susan Morris: SunDial: NightWatch
Susan Morris: SunDial: NightWatch, Courtesy of Bartha Contemporary, London
(Bild: Stefan Rohner, Steve White & Co.)

"Cyclus" und "Panorama" sind zwei monumentale Installationen, die vom 2016 verstorbenen deutschen Künstler Andreas Horlitz entworfen und mit den Mustern von Ruhe-Aktivitätsdaten gestaltet wurden.

Andreas Horlitz: "Cyclus & Panorama"
Andreas Horlitz: "Cyclus & Panorama", Courtesy of the Horlitz Collection, Centre for Chronobiology, Psychiatric University Clinics, Basel
(Bild: Andreas Horlitz)

Die Geheimnisse von Schlaf und Traum

Schliesslich untersucht die Installation des Schweizer Designers Rafael Gil Cordeiro die unsichtbare und unbewusste Natur des Schlafs und der Träume. Er verwandelt mit "Print my Sleep" die einzigartigen Schlafdaten verschiedener Freiwilliger in 3D-gedruckte Skulpturen.

Beteiligte Künstler u. a.:

  • Kirell Benzi (CH)
  • Alan Bogana (CH)
  • James Carpenter (US)
  • Rafael Gil Cordeiro (CH)
  • Colin Fournier (GB)
  • Andreas Horlitz (DE)
  • Ted Hunt (GB)
  • Robin Meier Wiratunga (CH) mit André Gwerder (CH) und Guy Amichay (IL)
  • Susan Morris (GB)
  • Anne Noble mit Guy Warman (NZ)
  • Anna Ridler (GB)
  • Helga Schmid (DE)
  • Anna Wirz-Justice (CH)
Über die Firma
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