Die neue Arbeit knüpft an die großen Meister der Kunstgeschichte an, indem sie sich auf die ägyptische Kunst in all ihren Formen konzentriert. Ein Thema, das uns die Möglichkeit bietet, andere künstlerische Techniken als die Malerei zu entdecken. Denn das Publikum reist in die Vergangenheit und taucht durch die gezeigten Flachreliefs, Fresken, monumentalen Skulpturen und die beeindruckende Architektur in diese antike einzigartige Zivilisation ein. Die digitale Technik bietet uns die Möglichkeit, Werke zusammenzubringen, die in den besten Museumssammlungen der Welt zu sehen sind: vom Louvre bis zum MET, vom Britischen Museum bis zur Eremitage und natürlich dem Großen Ägyptischen Museum in Kairo. Das Gleiche gilt für die Gräber – wir haben die spektakulärsten Gräber rekonstruiert, die bemerkenswert gut erhalten sind und zu denen der Zugang reglementiert ist, indem wir vor Ort Fotos gemacht haben. Diese Fotos haben es uns ermöglicht, die Spuren der Zeit für die Ausstellung zu „restaurieren“ und den Besucherinnen und Besuchern die Meisterwerke so zu präsentieren, wie sie wahrscheinlich vor mehr als 3.000 Jahren existierten.
Wie sind Sie an dieses vielschichtige Thema herangegangen? Welche Quellen haben Sie inspiriert?
Das Alte Ägypten bietet spektakuläres Material, das es den Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, im Einklang mit den Motiven, vollständig in verschiedenste Szenerien einzutauchen. Für diese Ausstellung wollte ich über die bloße Betrachtung archäologischer Überreste, wie sie zu Beginn zu sehen sind, hinausgehen. Ich wollte Geschichten darüber erzählen, was wir durch Hieroglyphen, Grabschätze und neuere Entdeckungen, die sich noch in einem bemerkenswerten Erhaltungszustand befinden, gelernt haben. Um das zu erreichen, habe ich geschichtlichen Kontext mit Bewegung, Farbe und Musik verbunden. Ich war fasziniert von der Tatsache, dass Kunst für die Künstler und Baumeister gleichbedeutend mit lebenslanger religiöser Hingabe war – in der Hoffnung, Zugang zum Jenseits zu erhalten. Da die ägyptische Mythologie von grundlegender Bedeutung für unsere Ausstellung ist, haben wir den Zyklus des Lebens zum Hauptthema gemacht, was uns eine größere Freiheit ermöglichte, um Geschichten zu erzählen. Wir haben uns von der Chronologie gelöst und so die Immersion verstärkt.
Bei der Gestaltung der Ausstellung haben wir uns von ägyptischer Mythologie, filmischer Ästhetik und Operndramaturgie inspirieren lassen. Und auch von der Musik, die von dieser einzigartigen Zivilisation inspiriert wurde. Die zahlreichen Bezüge zu diesem Thema spiegeln sich gegenseitig wider und regen neue sensorische Dialoge an.
Wie sah die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kreativteams aus?
Der Ausgangspunkt für jede Ausstellung ist ein genauer Blick auf das Material, das zur Veranschaulichung des Themas zur Verfügung steht. Für diese Ausstellung haben wir den Schwerpunkt auf Meisterwerke gelegt, die besonders gut erhalten sind. So möchten wir es den Besucherinnen und Besuchern ermöglichen, immersive Szenarien auf der Grundlage des bereits Vorhandenen zu entdecken. Um das Bild zu vervollständigen, bietet die Ausstellung auch 3D-Rekonstruktionen, die auf dem Videospiel Assassin's Creed Origins von Ubisoft basieren. Die Unterwasserfotos der versunkenen Stadt Thônis-Héracléion des Archäologen Franck Goddio zeigen die neuesten spektakulären Entdeckungen dieser Kultur.
Nach der Identifizierung der Themen und der Auswahl des vorhandenen Materials entwarfen wir die Grafiken und Sounds, die die verschiedenen Medien miteinander verbinden. Dann vervollständigten wir das Projekt, indem wir abstraktere Sequenzen hinzufügten.
Alle kreativen, technischen und ikonografischen Mitwirkenden arbeiteten parallel und schlossen sich während des gesamten kreativen Prozesses zusammen. Das Ziel war es, ein einzigartiges Erlebnis zu erschaffen, bei dem jedes visuelle Detail und jede animierte Bewegung durch den Soundtrack unterstrichen wird. Das gesamte Projekt wird natürlich speziell für die Räumlichkeiten jedes „des Lumières“-Standorts abgestimmt. Die Ausstellung vereint die unterschiedlichen Talente des Teams zu einem stimmigen Ganzen und schafft einen Ort, der es den Besucherinnen und Besuchern ermöglicht, in die Geschichte einzutauchen.
Musik ist bei der Konzeption der immersiven Ausstellungen immer ein wichtiges Element: Wie sind Sie bei der Gestaltung des Soundtracks mit Start-Rec vorgegangen?
Die Musik beschreibt die unsichtbare Dimension der Meisterwerke und verleiht den Sequenzen der Ausstellung eine echte Identität. Rhythmus, Intensität und Stille tragen zur Erzählung bei. Die Wahl der Musik ist daher entscheidend, um eine Absicht auszudrücken, die während des gesamten Besuchs Emotionen überträgt. Mit Start-Rec haben wir uns zunächst mit vorhandener Musik beschäftigt, die direkt auf die Welt des Alten Ägypten verweist – sei es aus Filmen oder Opern – und dann zeitgenössische, zum Teil gewagte, Stücke kreiert, mit denen wir die emotionale Reaktion auf die Bilder variieren können. Es gibt keine Vorgaben: Die Emotion steht im Vordergrund.
Für bestimmte Sequenzen, wie den Bau der Pyramiden, sollte die visuelle Erzählung besonders genau sein. Deshalb entschieden wir uns dafür, ein speziell komponiertes Musikstück einzusetzen, um das enorme Gewicht der Steinblöcke und die enorme Aufgabe, eine Pyramide zu errichten, spürbar zu machen. Als Nächstes kam ein wichtiges Element des Sounddesigns hinzu, das die immersive Erfahrung noch verstärken sollte: Dabei werden die Besucherinnen und Besucher dazu verleitet, die Kräfte der Natur zu spüren, die die Welt gestalten, wie z. B. sandgefüllte Winde oder das Gefühl an den Ufern des Nils zur Zeit der Pharaonen zu stehen.
Welche Sequenz oder welches Werk hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?
Der Schmuck der alten Ägypter hat mich schon immer beeindruckt, weil er zeitlos zu sein scheint. Die Ägypter standen im Mittelpunkt des Handels und konnten außergewöhnlich kostbare Materialien erwerben. Gold symbolisierte etwa das Fleisch der Götter. Schmuck lieferte daher die Inspiration für eine sehr anschauliche Sequenz, in der geschmolzenes Gold neue Meisterwerke enthüllt. Diese nehmen einen besonderen Platz in der Ausstellung ein, denn von hier aus geht die Ausstellung zur Darstellung des Sakralen über. Die Sequenz ist mit dem Song Angel von Massive Attack untermalt, um das Geheimnis der Juwelen und den spektakulären Glanz des ziselierten Goldes zu unterstreichen.
Was fanden Sie besonders spannend an der Arbeit an diesem Projekt?
Es war faszinierend zu sehen, dass uns die erzählerischen und sakralen Dimensionen der Überreste eine große kreative Freiheit ermöglichten – und dass, obwohl sie seit Jahrhunderten unveränderlich zu sein scheinen. Durch die bewegten Bilder und die atmosphärische Musik konnten wir ihnen neues Leben einhauchen.